Neue Studie: Sind Vegetarier häufiger krank?
Normalerweise liest man fast immer von Studien, die zeigen, dass Vegetarier gesünder sind, weniger krank werden und länger leben als Fleischesser. Doch letzte Woche überraschte eine österreichische Untersuchung mit völlig anderen Ergebnissen.
Um herauszufinden, welche Essgewohnheit die gesündeste ist, haben Wissenschaftler der Medizinischen Universität Graz die Studienteilnehmer in vier Gruppen eingeteilt: Vegetarier, Menschen, die eine ausgewogene Mischkost mit Fleisch und hohem Obst- und Gemüseanteil bevorzugen, Menschen, die nur wenig Fleisch essen und Menschen, bei denen Fleisch häufig auf dem Teller landet. Dann haben die Forscher verglichen: In welcher Gruppe gab es die meisten Erkrankungen – von Krebs, über Asthma bis zur Depression? Das überraschende Ergebnis: Vegetarier haben fast doppelt so oft eine Allergie wie die Menschen, die viel Fleisch essen (30,6 zu 16,7 Prozent). Bei Krebs das gleiche Bild: Während 4,8 Prozent der untersuchen Vegetarier an Krebs litten, waren es bei den Fleisch-Fans nur 1,8 Prozent. Auch bei den psychischen Krankheiten lagen die Vegetarier vorne (9,4 zu 4,5 Prozent). Wer möchte, kann sich hier alle Ergebnisse anschauen.
Mich hat das Resultat überrascht. Eigentlich leben Vegetarier gesünder als Fleischesser – das zeigen zahlreiche andere Studien. Selbst Studienleiterin Nathalie Burkert hat nicht mit diesen Ergebnissen gerechnet. „Also insgesamt fanden wir die Ergebnisse schon sehr spannend. Deshalb haben wir die Studie ja auch publiziert“, sagt die Epidemiologin und Sozialmedizinerin im Interview mit der WELT.
Doch sie warnt auch davor, die Ergebnisse falsch zu interpretieren: „Aufgrund unserer Ergebnisse ziehen wir die Schlussfolgerung gar nicht, dass viel Fleisch gesund sei. Wir konnten zeigen, dass Vegetarier in Österreich an bestimmten Krankheiten wie Asthma, Krebs und psychischen Erkrankungen häufiger leiden als Fleischesser. Wir können aber nicht sagen, was hier Ursache und was Wirkung ist.“ Das altbekannte Problem vieler Studien: Ein Zusammenhang ist noch lange kein Grund. Oder im Forscher-Latein: Korrelationen sind keine Kausalitäten.
Muss ich mir jetzt Sorgen um meine Gesundheit machen? Ich habe Heuschnupfen, mein fleischessender Freund nicht – ein Beweis, dass die Studie doch in die richtige Richtung weist? Ich weiß es nicht. So lange Wissenschaftler aber nicht BEWEISEN können, dass die vegetarische Ernährung die Entstehung vieler Krankheiten begünstigt, bleibe ich erst einmal entspannt und verbanne weiterhin Fisch und Fleisch von meinem Speiseplan.
Katharina Borgerding
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