Stuhlgang-Farbe: Was sie uns verrät
Stuhlgang – immer noch ein Tabuthema, obwohl jeder auf die Toilette geht. Da kaum jemand darüber spricht, ist vielen gar nicht klar, was eigentlich normal ist. Dabei sagen die Stuhlgang-Farbe und -Konsistenz viel über unsere Gesundheit, Ernährungsgewohnheiten und Darmflora aus. EAT SMARTER erklärt, was Farbe und Form des Stuhlgangs bedeuten.
Inhaltsverzeichnis
- Stuhlgang: Was ist normal?
- Wie entsteht der Stuhl überhaupt?
- Was ist also Stuhlgang?
- Was ist nicht normal beim Stuhlgang?
- Blähungen
- Wissen zum Mitnehmen
Stuhlgang: Was ist normal?
Eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung sorgt für eine gesunde und "normale" Verdauung. Doch was ist überhaupt ein "normaler Stuhlgang"? Eine Frage, die Mediziner schwer beantworten können. Denn der Stuhlgang hat auch aus medizinischer Sicht viel mit Gefühlen und individuell unterschiedlicher Wahrnehmung zu tun.
"Die Antwort auf die Frage 'Was ist normal?' umfasst eine relativ große Spanne – von dreimal täglich bis dreimal pro Woche," so Prof. Dr. Stephan C. Bischoff, Facharzt für Magen- und Darmerkrankungen.
Nachdem man gegessen hat, kommt unweigerlich (über kurz oder lang) der Stuhlgang. Da der Stuhlgang viel über unsere Gesundheit aussagt, sollte man diesen auch hin und wieder mal eines Blickes würdigen, um zu checken, ob alles in Ordnung ist.
Natürlich haben neben der Ernährung auch andere Faktoren Einfluss auf die Verdauung und die Stuhlgang-Farbe und -Konsistenz, etwa Bewegung, Stress und Medikation.
Wie entsteht der Stuhl überhaupt?
Dafür ist die Verdauung verantwortlich. Die beginnt mit der Aufnahme des Lebensmittels und endet mit dem Ausscheiden des Kots. Unser Verdauungssystem zieht sich wie eine lange Röhre durch unseren Körper.
Im Mund wird die Nahrung vom Speichel zersetzt, das Schlucken befördert den Brei über die Speiseröhre weiter in den Magen. Dieser ist ein Muskel, der sich je nach Füllung ausdehnen kann. Hier wird der Speisebrei nun mit Magensäure vermischt. Durch wellenförmige Bewegungen des Muskels wird die Nahrung dann weiter verdünnt.
Die nächste Station ist der Dünndarm. Im Bereich des Zwölffingerdarms werden die Nährstoffe, die wir brauchen, durch Enzyme aus der Bauchspeicheldrüse und der Galle aufgespalten in Kohlenhydrate (Zucker), Fett und Eiweiß. Doch nicht nur der Darm hat jetzt zu arbeiten, auch die Leber kommt ordentlich zum Einsatz: Sie trennt die Schadstoffe von den Nährstoffen, die dann über die Blutbahn und Lymphzellen in den ganzen Körper transportiert werden. Jetzt stehen sie als Baustoff oder Energielieferant zur Verfügung.
Die unverdauten Nahrungsreste, vor allem Ballaststoffe, wandern weiter in den Dickdarm. Hier werden Wasser und Mineralien entzogen, wodurch jedoch auch Gas entsteht. Allerdings wird davon nur ein kleiner Teil als Pups ausgeschieden, der Großteil wird durch die Darmwand ins Blut aufgenommen.
Was ist jetzt noch vom Essen übrig? "Abfall", beziehungsweise Kot, der nun im Enddarm gesammelt wird, bis die Dehnungsrezeptoren in der Darmwand dem Gehirn das Signal zur Ausscheidung geben.
Was ist also Stuhlgang?
Der Kot ist all das, was der Körper nicht verwerten konnte. Etwas 75 Prozent davon sind immer noch Wasser, der Rest sind unverdaute Lebensmittelteile, Darmsekrete und -bakterien sowie Farbstoffe der Galle. Meist hat Stuhlgang eine braune Farbe. Die bekommt er durch den Stoff Sterkobilin, der entsteht, wenn Gallenflüssigkeit im Darm abgebaut wird.
Doch die Farbe kann auch gelb, grau, rot, grün oder sogar schwarz sein – abhängig ist die Stuhlgang-Farbe und -Form nämlich stark von der Ernährung. So lange eine Verfärbung also nicht dauerhaft auftritt, ist das nicht gleich Grund zur Sorge. Rote Bete, Spinat, Kürbis & Co. können den Stuhlgang schon mal etwas bunt einfärben.
Die normale Konsistenz des Kots sollte weich sein, dennoch geformt. So kann das Abfallprodukt den Körper bequem verlassen. Die Stuhlgang-Konistenz wird ebenfalls davon beeinflusst, wie viel Flüssigkeit und Ballaststoffe der Körper über die Nahrung bekommt.
Wie viel Kot ausgeschieden wird (und wie häufig), ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Ein durchschnittlicher Richtwert sind etwa 100 bis 300 Gramm täglich. Bei einer sehr großen Mahlzeit kann es auch mal ein ganzes Kilogramm sein!
Was ist nicht normal beim Stuhlgang?
Auch wenn es nicht immer die perfekte Wurst ist, muss nicht jede Abweichung Grund zur Sorge sein. Unverdaute Nahrung im Stuhl oder auch Schleim auf dem Stuhl kann ganz normal sein. Der Schleim wird beispielsweise vom Darm selbst produziert, um das Ausscheiden zu erleichtern.
Halten die Veränderungen der Stuhlgang-Farbe, -Konsistenz oder des Geruchs über mehrere Tage hinweg an, sollte dies jedoch mit einem Arzt abgeklärt werden. Hier sind einige Beispiele, wie der Stuhlgang aussehen kann und was dahinter stecken könnte.
Stuhlgang-Farbe
Grüner Stuhl: Ist der Kot grünlich verfärbt und in Begleitung von heftigem Durchfall, kann dies ein Zeichen für eine Salmonelleninfektion sein.
Schwarzer Stuhl: Bei dieser Stuhlgang-Farbe wurde eventuell viel Blut komplett verdaut. Dieses Blut kommt meist aus dem oberen Verdauungstrakt, also Speiseröhre, Magen(-schleimhaut) oder Zwölffingerdarm. Hier sollte abgeklärt werden, ob Blutungen in diesen Bereichen vorliegen.
Rotbrauner Stuhl/Blut im Stuhl: Ist die Stuhlgang-Farbe rotbraun so liegt meist eine Blutung im oberen Dickdarm vor. Ist der Kot eher rotbraun marmoriert oder von Blut durchzogen, kommt die Blutung eher im unteren Dickdarmbereich vor. Ist der Stuhl von hellem Blut überzogen, so liegt die Ursache dafür eher im Dickdarm oder Enddarm. Dies können sowohl Hämorrhoiden oder auch kleine Fissuren sein. Okkultes Blut ist nicht sichtbares Blut: Wird dieses ausgeschieden, so ist das ein Symptom für verschiedene Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts. Dies kann nur über eine Stuhlprobe festgestellt werden und gehört zur Darmkrebsvorsorge.
Grau-lehmfarbiger Stuhl: Da der Stuhl durch den Stoff Sterkobilin braun gefärbt wird, weist eine grau-lehmfarbige Färbung daraufhin, dass eine Funktionsstörung von Galle oder Leber vorliegt. Es kann allerdings auch ein Symptom eines Tumors der Bauchspeicheldrüse sein.
Stuhlgang-Konsistenz
Dünner, langer Stuhl: Kommt der Kot häufig in auffällig dünner und langer oder bandartiger Form heraus, so kann dies an einer Verengung des Darms liegen. Dies kann durch Tumore im Dickdarm, Verwachsungen oder Darmpolypen verursacht werden.
Durchfall: Hält der Durchfall für mehrere Tage an, so ist dies bereits für den Körper gefährlich, da es zu einer Dehydrierung kommen kann. Auch dies sollte mit einem Arzt abgeklärt werden. Aber auch Infektionen mit Bakterien oder Viren sowie ein Parasitenbefall können die Ursache sein und sollten anhand einer Stuhlprobe festgestellt werden. Ist die Stuhlgang-Farbe grünlich, kann dies ein Hinweis auf eine Salmonelleninfektion sein.
Woher kommt das Brennen am After bei Durchfall? Das Brennen beim Stuhlgang oder bei Durchfall kann viele Gründe haben: Zum einen kann eine Hautreizung das unangenehme Gefühl verursachen, zum anderen könnten auch zu scharfe Gewürze eine Rolle spielen. Auch Analfissuren oder Hämorrhoiden können weitere von vielen möglichen Ursachen sein. Bei ernsthaften Sorgen sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden, um dem Leiden auf den Grund zu gehen.
Verstopfung: Eine lang anhaltende Verstopfung sollte ebenfalls mit dem Arzt abgeklärt werden. Zwar können die Gründe dafür zu wenig Bewegung oder eine falsche Ernährung sein (zu wenig Flüssigkeit oder Ballaststoffe), aber auch andere Erkrankungen können eine Verstopfung verursachen: Reizdarmsyndrom, Darmschwäche oder sogar eine krankhafte Verengung des Darms durch Tumore, Verwachsungen oder Narbengewebe.
Fettstühle: Da während der Verdauung das Fett aus dem Stuhl verarbeitet wird, sollte im Kot kein Fett mehr sein. Ist dieser aber fettglänzend, klebrig, schmiert stark oder schäumt, so liegt ein Problem mit der Fettverdauung vor. Dies kann an einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse liegen oder durch Gallensteine hervorgerufen werden. Es kann aber auch ein Symptom von einer Glutenunverträglichkeit sein.
Gestank: Zwar riecht der Stuhlgang immer und kann sich, abhängig von der Mahlzeit, im Geruch verändern, dennoch kann ein andauernder extrem unangenehmer, beißender oder fauliger Gestank des Stuhls auf eine Verdauungsstörung hinweisen. Dem können verschiedene Erkrankungen zugrunde liegen, etwa Zöliakie, Morbus Crohn, Mukoviszidose, ein Tumor oder eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse.
Hier finden Sie im Video zusammengefasst, was uns die Stuhlgang-Farbe verrät:
Die Bristol-Stuhlformen-Skala
Zur Orientierung der Darmgesundheit wurde die Bristol-Stuhlformen-Skala von Kenneth Heaton und S. J. Lewis entwickelt, die sieben verschiedene Stuhlformen klassifiziert. Ist die Verdauung in Schuss, so kommen beim Stuhlgang Typ 3 oder 4 heraus. Typ 1 und 2 sind Hinweise auf Verstopfung, Typ 5 bis 7 kennzeichnen Durchfall in unterschiedlicher Intensität (1).
Credit: Kylet / JuppiterBlähungen
Blähungen müssen kein Indiz für eine Verdauungsstörung sein, gehören sogar zu einer gesunden Verdauung hinzu. Die Darmgase, die während der Verdauung entstehen, können sich ansammeln und so zu einem aufgeblähten Gefühl führen.
Prof. Dr. Stephan C. Bischoff, Facharzt für Magen- und Darmerkrankungen, erklärt:
"Darmbakterien bilden bei ihrer Arbeit Gase, bis zu 15 Liter am Tag. Diese verlassen den Körper eher unauffällig. Geht die Menge darüber hinaus, gehen mehr Gase ab, haben wir Blähungen, vornehm ausgedrückt: Flatulenz. Manche Menschen reagieren empfindlicher auf ihre eigenen Darmgase oder empfinden Schmerzen. Dieses Phänomen der 'verklemmten Gase' nennt der Mediziner Meteorismus."
Allerdings können auch bestimmte Lebensmittelunverträglichkeiten für die Blähungen verantwortlich sein. Treten Blähungen häufig oder langanhaltend auf, sollte dies ebenfalls mit einem Arzt abgeklärt werden. Auch wer zu schnell isst oder viele kohlensäurehaltige Getränke zu sich nimmt, kann Beschwerden bekommen.
Eine veränderte Bakterienbesiedlung kann ebenfalls dazu führen, dass Gase nicht abtransportiert werden und somit Schmerzen auslösen. Dies kann nach der Einnahme einiger Medikamente oder auch durch Lebensmittelintoleranzen auftreten.
Wissen zum Mitnehmen
Der Stuhlgang ist bei jedem Menschen anders, daher gibt es keine Pauschalangabe dafür, was "normal" ist. Die Stuhlgang-Farbe und -Konsistenz werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Das Verdauungssystem nimmt alle Bestandteile, die der Körper verwerten kann und braucht, aus der Nahrung auf – der Rest ist Kot und wird ausgeschieden. Kot ist also das, was nach der Verdauung von der aufgenommen Nahrung noch übrig bleibt.
Die Stuhlgang-Farbe und Form können sich durch bestimmte Lebensmittel verändern. Ist die Stuhlgang-Farbe, -Konsistenz oder der Geruch über mehrere Tage hinweg stark verändert und bereitet eventuell Beschwerden, so sollten mögliche Erkrankungen mit einem Arzt abgeklärt werden – ebenso bei häufig auftretenden Blähungen.