Vegane Kinderernährung – warum Experten davor warnen
Immer mehr Familien ernähren ihre Kinder vegan, doch bekommt der Nachwuchs dabei auch alle wichtigen Nährstoffe? Die VeChi-Youth-Studie untersucht, wie vegane und vegetarische Ernährung im Kindes- und Jugendalter umgesetzt werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Vegane Ernährung im Kindesalter: Vorteile und Herausforderungen
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VeChi-Youth-Studie: Die neuesten Erkenntnisse für vegane Kinder zwischen 6 und 18 Jahren
- Vegane, vegetarische und omnivore Ernährung bei Kindern und Jugendlichen
- Essentielle Nährstoffe für Kinder: Vitamin B12, Vitamin D & Co. im Fokus
- Vegane Babyernährung: Darauf müssen Sie achten!
- Vegane Ernährung für Kleinkinder
- Wissen zum Mitnehmen
Vegane Ernährung im Kindesalter: Vorteile und Herausforderungen
Die Entscheidung für eine vegane Ernährung bei Kindern kann gesundheitliche Vorteile bieten, da sie reich an Ballaststoffen, Antioxidantien und Vitaminen ist. Pflanzliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte haben eine schützende Wirkung und können langfristig das Risiko für chronische Krankheiten wie Herzerkrankungen, Typ-2-Diabetes und bestimmte Krebsarten senken. Viele Eltern entscheiden sich deshalb, ihre Kinder auf eine pflanzliche Ernährung umzustellen.
Allerdings bringt die Ernährung von veganen Kindern Herausforderungen mit sich. Da Kinder in intensiven Wachstumsphasen hohe Nährstoffbedürfnisse haben, kann eine unausgewogene Ernährung zu Mängeln führen. Besonders kritisch sind Vitamin B12, Eisen und Calcium, die in pflanzlichen Lebensmitteln oft begrenzt oder schwer verwertbar sind. Ein Mangel kann gesundheitliche Probleme wie Blutarmut, Knochen- oder neurologische Schäden verursachen. Daher ist eine sorgfältige Ernährungsplanung unerlässlich.
VeChi-Youth-Studie: Die neuesten Erkenntnisse für vegane Kinder zwischen 6 und 18 Jahren
Die VeChi-Youth-Studie ist eine Querschnittsstudie, die zwischen Oktober 2017 und Januar 2019 in Deutschland durchgeführt wurde. Ziel der Studie war es, die Ernährungsgewohnheiten und die Nährstoffversorgung von Kindern und Jugendlichen zu untersuchen, die sich vegan, vegetarisch oder omnivor ernähren. Insgesamt nahmen 401 Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis unter 19 Jahren an der Studie teil.
Die Studie zeigt, dass eine gut geplante vegane Ernährung im Kindes- und Jugendalter eine ausreichende Nährstoffversorgung ermöglichen kann. Positiv fiel der höhere Verzehr von Lebensmitteln wie Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte auf, was zu einer hohen Ballaststoffzufuhr und einer besseren Versorgung mit Mikronährstoffen wie Eisen, Vitamin E, C, Magnesium und Folsäure führte. Dennoch bleiben einige Nährstoffe kritisch und erfordern besondere Aufmerksamkeit.
Vegane, vegetarische und omnivore Ernährung bei Kindern und Jugendlichen
Die Körpermaße von Kindern und Jugendlichen mit verschiedenen Ernährungsweisen (vegan, vegetarisch, omnivor) wurden untersucht, um mögliche Unterschiede im Wachstum zu analysieren. Es gab keine signifikanten Unterschiede in Gewicht, Körpergröße und BMI zwischen den Gruppen. Dies deutet darauf hin, dass alle Ernährungsweisen bei richtiger Umsetzung eine ausreichende Zufuhr von Nahrungsenergie und eine angemessene Versorgung mit Makronährstoffen wie Eiweiß, Kohlenhydraten und Fetten bieten können.
Trotz der Herausforderungen einer veganen Ernährung – wie gezielte Nährstoffplanung und Supplementierung – erlebten vegan ernährte Kinder keine Wachstumsbeeinträchtigungen im Vergleich zu vegetarischen und mischköstlich ernährten Kindern. Dies bestätigt, dass eine ausgewogene vegane Ernährung den Nährstoffbedarf während des Wachstums decken kann.
Essentielle Nährstoffe für Kinder: Vitamin B12, Vitamin D & Co. im Fokus
- Vitamin B12: Vitamin B12 ist essentiell für die Blutbildung und das Nervensystem. Es kommt ausschließlich in tierischen Lebensmitteln vor, weshalb vegan ernährte Kinder ohne Supplemente ein hohes Risiko für einen Mangel haben. Die Studie zeigte, dass eine regelmäßige Supplementierung – täglich oder wöchentlich – eine gute Versorgung sicherstellt.
- Vitamin B2 (Riboflavin): Dieses Vitamin spielt eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel sowie für Haut und Nerven. Da Milchprodukte und Eier bei einer veganen Ernährung entfallen, war die Versorgung bei veganen Kindern oft unzureichend. Pflanzliche Quellen wie Mandeln, Pilze und Vollkornprodukte sollten regelmäßig verzehrt oder durch Supplemente ergänzt werden.
- Vitamin D: Für die Knochengesundheit ist Vitamin D unverzichtbar, da es die Calciumaufnahme fördert. Die Studie ergab, dass viele Kinder unabhängig von ihrer Ernährungsweise nicht ausreichend versorgt waren, da das Vitamin hauptsächlich durch Sonnenlicht gebildet wird. Eine Supplementierung ist besonders für vegane Kinder ratsam, da sie keine tierischen Quellen wie Fisch, Leber oder Eigelb nutzen können.
- Jod: Es ist wesentlich für die Schilddrüsenfunktion, jedoch war die Zufuhr bei veganen Kindern oft zu niedrig. Hauptquellen wie Seefisch und Milchprodukte fehlen, und jodiertes Salz wurde nicht immer konsequent verwendet. Angereicherte Pflanzenmilch oder Meeresalgen sind sinnvolle Alternativen, eine Supplementierung kann ebenfalls erforderlich sein.
- Calcium: Für stabile Knochen im Erwachsenenalter ist eine ausreichende Calciumzufuhr bereits in der Kindheit entscheidend. Vegane Kinder nahmen am wenigsten Calcium auf, da Milchprodukte fehlten. Pflanzliche Lebensmittel wie grünes Blattgemüse, Sesam und angereicherte Pflanzenmilch sollten daher fester Bestandteil der Ernährung sein.
- DHA (Omega-3-Fettsäuren): Es unterstützt die Gehirnentwicklung und Augengesundheit. Die Studie zeigte eine geringe Zufuhr bei veganen Kindern, da fetter Fisch als Hauptquelle entfällt. Pflanzliche Omega-3-Quellen wie Leinsamen und Chiasamen sind hilfreich, reichen aber oft nicht aus. Mikroalgenöl ist eine empfehlenswerte Alternative.
Vegane Babyernährung: Darauf müssen Sie achten!
Die Einführung von Beikost ist eine entscheidende Phase, um den steigenden Nährstoffbedarf von Säuglingen zu decken. Eine vegane Beikost kann bedarfsdeckend gestaltet werden, wenn sie sorgfältig geplant wird. Neben Muttermilch oder geeigneter Säuglingsnahrung werden nährstoffreiche Lebensmittel eingeführt, die eine ausreichende Zufuhr aller essentiellen Nährstoffe gewährleisten.
Besonders wichtig, wenn Sie Ihr Baby vegan ernähren, ist die Eisenversorgung, die aus pflanzlichen Quellen wie Hafer, Hirse, Linsen oder Tofu stammt und besser in Kombination mit Vitamin-C-reichen Lebensmitteln aufgenommen wird. Auch pflanzliche Proteinquellen wie Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide und Nüsse sind zentral. Zudem sollten Omega-3-Fettsäuren aus Leinsamen, Chiasamen oder Algenöl zugeführt werden.
Vitamin B12 muss zwingend supplementiert werden, da es in pflanzlichen Lebensmitteln nicht in verwertbarer Form enthalten ist. Auch Jod, Zink und Calcium sollten durch gezielte Lebensmittelwahl oder Supplemente ergänzt werden.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) betont, dass die vegane Ernährung von Babys nur unter fachkundiger Beratung und regelmäßigen ärztlichen Kontrollen erfolgen sollte.
Vegane Ernährung für Kleinkinder
Die VeChi Diet Study untersuchte von 2016 bis 2018 die Energie- und Nährstoffaufnahme sowie die körperliche Entwicklung von 430 Kleinkindern im Alter von ein bis drei Jahren, die sich vegan, vegetarisch oder omnivor ernährten. Es gab keine signifikanten Unterschiede in der Energieaufnahme oder körperlichen Entwicklung zwischen den Gruppen, was zeigt, dass eine gut geplante vegane Ernährung in diesem Alter eine normale Wachstumskurve unterstützen kann.
Vegane Kleinkinder konsumierten mehr Kohlenhydrate und Ballaststoffe, während omnivor ernährte Kinder höhere Mengen an Protein, Fett und Zucker zu sich nahmen. Der Proteingehalt der veganen Ernährung war zwar niedriger, aber immer noch im empfohlenen Bereich.
Die Studie betont, dass vegane Kleinkinder eine bewusste Auswahl an Lebensmitteln benötigen, um eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B12, Eisen, Calcium und Omega-3-Fettsäuren sicherzustellen.
Wissen zum Mitnehmen
Eine gut geplante vegane Ernährung kann laut der VeChi-Youth und VeChi-Diet-Studie eine gesunde Entwicklung von Kindern unterstützen, erfordert aber eine gezielte Nährstoffversorgung. Besonders wichtig sind Eisen, Calcium, Vitamin D, Jod, Omega-3-Fettsäuren und eine verpflichtende Supplementierung von Vitamin B12. Eine abwechslungsreiche Ernährung mit Hülsenfrüchten, Nüssen, Samen und angereicherten Lebensmitteln hilft, Nährstoffdefizite zu vermeiden.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt keine klare Empfehlung für oder gegen eine vegane Ernährung bei Kindern, betont aber die Risiken bei unsachgemäßer Umsetzung. Eine professionelle Ernährungsberatung wird dringend empfohlen, um eine ausgewogene und sichere Versorgung zu gewährleisten.

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