Ernährung bei Morbus Crohn
Wochenlang andauernde Bauchschmerzen und Durchfälle, gefolgt von einer symptomfreien Zeit: Dahinter kann Morbus Crohn stecken. Aber mit einer passenden Morbus-Crohn-Ernährung bekommen Sie die Beschwerden in den Griff – und gewinnen wieder mehr Lebensqualität!
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Morbus Crohn?
- Was kann man mit einer smarten Ernährung erreichen?
- Wie sollte ich mich bei Morbus Crohn ernähren?
- Ernährungs-Tabellen für die Remissionsphase
- Die 3 besonders guten Lebensmittel bei Morbus Crohn
- Die 3 nicht empfehlenswerten Lebensmittel bei Morbus Crohn
- Morbus-Crohn-Therapie
- Parenterale und enterale Ernährung bei Morbus Crohn
- Empfehlungen bei Stenosen
- Stoma Ernährung
Was ist Morbus Crohn?
Morbus Crohn ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung (CED), die prinzipiell den gesamten Magen-Darm-Trakt befällt – vom Mund bis zum After. Meist ist jedoch der Übergang vom Dünndarm zum Dickdarm betroffen. Dabei verteilen sich die Entzündungen oft fleckenförmig, sodass sich direkt neben erkrankten Abschnitten wieder gesunde Segmente befinden. Auch tauchen die Entzündungen in Schüben auf, die sich mit beschwerdearmen oder -freien Zeiten abwechseln. Experten sprechen dann von Remissionsphasen.
Wie es zu der Erkrankung kommt, ist noch nicht vollständig geklärt. Forscher vermuten eine Autoimmunkrankheit. Auch Rauchen, die Zusammensetzung der Darmflora und eine genetische Veranlagung spielen wohl eine Rolle. Bewiesen ist, dass Morbus Crohn in Industrienationen häufiger als in Entwicklungsländern vorkommt. Als mögliche Gründe dafür werden eine ballaststoffarme sowie zuckerreiche Ernährung, übertriebene Hygiene und Umwelteinflüsse genannt.
Die Symptome sind individuell und hängen davon ab, welcher Darmabschnitt befallen ist. Dennoch sind wochenlange Durchfälle und krampfartige Bauchschmerzen typisch; mitunter treten Appetitlosigkeit, Übelkeit und Fieber auf. Ein ausgeprägter Dünndarmbefall führt oft zu Mangelernährung und Gewichtsverlust, da in diesem Bereich normalerweise der Großteil der Nährstoffe, Vitamine sowie Mineralstoffe aufgenommen wird. Dadurch können unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schwindel oder Blässe auftauchen (1),(2).
Was kann man mit einer smarten Morbus-Crohn-Ernährung erreichen?
Zwar ist die chronisch entzündliche Darmerkrankung derzeit nicht heilbar, aber eine Ernährungsumstellung kann die medikamentöse Morbus-Crohn-Therapie sinnvoll unterstützen. Das Ziel ist, die Beschwerden und den Verlauf der Krankheit zu verbessern sowie die beschwerdefreien Phasen zu verlängern. So lässt sich gleichzeitig das Risiko eines Rückfalls minimieren.
Oft leiden Betroffene zusätzlich unter Lebensmittelunverträglichkeiten wie Laktose-, Fruktose- oder Glutenunverträglichkeit. Sie verschärfen zusammen mit Appetitlosigkeit und Übelkeit die Mangelernährung. Dies gilt es ebenso zu berücksichtigen, damit Müdigkeit und Abgeschlagenheit schnell der Vergangenheit angehören.
Wie sollte ich mich bei Morbus Crohn ernähren?
Grundsätzlich lässt sich die Ernährung bei Morbus Crohn in zwei Phasen unterteilen:
1. Entzündungsphase
Während eines Schubs gilt es den Darm zu schonen: Ideal sind Hafer- und Reisschleim, leichte Suppen, helles Brot, Zwieback, fettarmer Brotbelag sowie Milchprodukte, Kartoffeln, Nudeln und säurearmes Obst als Kompott. Bauen Sie ebenso mageres Fleisch oder Fisch sowie nicht blähendes Gemüse in Ihren Speiseplan ein – aber nicht scharf angebraten, sondern gedünstet, mild gewürzt und bei Bedarf sogar püriert. Zudem sind mehrere kleine Mahlzeiten bekömmlicher. Wichtig dabei: Essen Sie stets in Ruhe und kauen Sie gründlich, denn das nimmt dem Darm bereits viel Arbeit ab.
Achten Sie außerdem auf ausreichendes Trinken, denn durch wochenlange Durchfälle gehen dem Körper reichlich Wasser sowie Mikronährstoffe verloren. Ideal sind mindestens zwei Liter stilles Wasser und ungesüßte Kräutertees pro Tag. Insbesondere Aufgüsse aus Fenchel, Kamille, Löwenzahn oder Schafgarbe wirken krampflösend. Ist der Schub besonders schwer, sollte die künstliche Ernährung in Betracht gezogen werden. Sie sichert die Nährstoffversorgung und der Verdauungstrakt kann sich ausruhen (3),(2).
2. Remissionsphase
In beschwerdefreien Zeiten beruht die Morbus-Crohn-Ernährung auf einer ausgewogenen Mischkost, um mögliche Nährstoffmängel auszugleichen. Häufig fehlt es den Betroffenen an Eisen, Zink, Folsäure, Vitamin B12 sowie fettlöslichen Vitaminen (A, D, E, K). Sind die Mangelzustände besonders gravierend, bleibt oft nur eine gezielte Substitution. Ebenso müssen Intoleranzen berücksichtigt werden; liegen Stenosen vor, sind Ballaststoffe und faserige Lebensmittel nicht empfehlenswert.
Setzen Sie allgemein auf eine antientzündliche Ernährung. Vermeiden Sie daher potenzielle Unruhestifter wie Weißmehlprodukte, Schweinefleisch, Zucker und Fertigprodukte. Rücken Sie stattdessen Algen-, Lein-, Raps- sowie Walnussöl in den Vordergrund. Sofern verträglich, sind fettreiche Seefische wie Lachs, Makrele oder Hering ein klasse Fang. Sie spenden reichlich Omega-3-Fettsäuren, die Entzündungen in Schach halten – genau wie sekundäre Pflanzenstoffe aus Gemüse, Gewürzen und Obst. Zudem helfen Probiotika aus Joghurt, Kefir oder Dickmilch sowie Präbiotika, die beschwerdefreie Zeit zu verlängern (3),(2).
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Ernährungs-Tabellen für die Remissionsphase
Mit der richtigen Ernährung Morbus Crohn in Griff bekommen: Sie möchten wissen, was Sie bei Morbus Crohn essen können und was besser nicht? Ist zum Beispiel Ingwer bei Morbus Crohn erlaubt und gibt es verbotene Lebensmittel bei Morbus Crohn? Wir haben für die Remissionsphase die Lebensmittel genauer unter die Lupe genommen – so behalten Sie in der Morbus-Crohn-Ernährung garantiert den Überblick (4),(3),(2).
Aber: Finden Sie selbst heraus, was Ihnen guttut, denn die Verträglichkeit variiert von Mensch zu Mensch. Ein Ernährungstagebuch kann dabei helfen, die persönlichen Bösewichte zu identifizieren. Liegen jedoch Stenosen vor, sollten je nach Ausprägung faserreiche Lebensmittel gemieden werden. Wer Immunsuppressiva einnimmt, sollte ebenso keine zusätzlichen Risiken eingehen und auf Rohmilch, unerhitztes Fleisch sowie Fisch verzichten.
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3 besonders gute Lebensmittel bei Morbus Crohn
- Probiotika: In fermentierten Milchprodukten wie Kefir, Joghurt oder Dickmilch haben die Milchsäurebakterien die Laktose teilweise abgebaut; dadurch werden sie besser vertragen. Gleichzeitig können die Helferlein die Darmschleimhaut und -flora stärken. Nicht zu vergessen: Infolge einer Kortisontherapie sind die Patienten anfälliger für Osteoporose. Daher ist eine ausreichende Versorgung mit Calcium wichtig, um dem Knochenschwund die Stirn zu bieten.
- Haferflocken: Das Getreideprodukt enthält keine Reizstoffe und belastet den Darm nicht – insbesondere als Schleim gekocht. Zum anderen glänzen die Flocken mit B-Vitaminen, Eisen, Zink und leicht verdaulichen Ballaststoffen. Letztere binden Wasser im Darm und können die Darmpassage verlängern. Das ist besonders in Phasen häufiger Durchfälle günstig.
- Gemüse dämpfen, dünsten oder blanchieren: Die wertvollen Inhaltsstoffe bleiben erhalten und sind teilweise sogar besser verfügbar als in der Rohkost – diese würde den Verdauungstrakt unnötig belasten. Zudem liefert Gemüse reichlich Antioxidantien, welche freien Radikale bekämpfen. Die zellschädigenden Moleküle werden durch Entzündungen vermehrt gebildet. Ebenfalls sind Gemüsesäfte eine klasse Wahl.
3 nicht empfehlenswerte Lebensmittel bei Morbus Crohn
- Zu viel Kaffee: Das koffeinhaltige Heißgetränk regt die Darmbewegung zusätzlich an und beschleunigt damit die Darmpassage. Roter Tee aus Hagebutte oder Hibiskus hat die gleiche Wirkung und kann ebenfalls zu Durchfall führen.
- Fertigprodukte wie Tütensuppen, Dosen- oder Tiefkühlgerichte enthalten häufig Zusatzstoffe (Emulgatoren, Farb- und Konservierungsstoffe) sowie versteckten Zucker, sind oft überwürzt und zu fettig. Deshalb sind diese Produkte wenig bekömmlich und leisten in der Summe Entzündungen weiter Vorschub.
- Zucker bringt nur leere Kalorien auf den Teller und fördert niedriggradige Entzündungen. Ebenfalls sind Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit, Xylit oder Isomalt keine Alternative. Sie finden sich in vielen Diätprodukten, zuckerfreien Kaugummis sowie Süßwaren. Sie sollten in der Morbus-Crohn-Ernährung strikt gemieden werden, denn sie können Durchfälle oder Blähungen auslösen.
Morbus-Crohn-Therapie
Die derzeitig gängige Morbus-Crohn-Therapie ist eine Mischform aus Diät und Medikamenten. Bei schweren Krankheitsschüben kommen entzündungshemmende Arzneistoffe zum Einsatz. Welche Medikamente die Patienten einnehmen müssen, hängt unter anderem davon ab, wie intensiv die Entzündung verläuft und welcher Bereich des Verdauungstrakts betroffen ist. Die Betroffenen müssen diese Mittel über mehrere Wochen einnehmen – bis die Beschwerden abklingen.
Manchen Erkrankten bleibt zudem eine Operation nicht erspart. Insbesondere dann, wenn sich der betroffene Darmabschnitt einfach nicht erholt oder Komplikationen wie Abszesse, Verbindungsgänge zu anderen Organen (Fisteln), stark verengte Darmbereiche (Stenosen) oder gar ein Darmverschluss auftauchen.
Parenterale und enterale Ernährung bei Morbus Crohn
Vor und nach chirurgischen Eingriffen, aber auch, wenn Patienten unter massiver Appetitlosigkeit, Erbrechen oder Mangelernährung leiden, kann der Körper nur mit einer künstlichen Ernährung ausreichend versorgt werden. Dabei werden zwei Formen unterschieden (3),(3):
Parenterale Ernährung
Bei der parenteralen Ernährung kann sich der Darm erholen, da der gesamte Verdauungstrakt umgangen wird. Stattdessen erreichen lebenswichtige Nährstoffe über einen Katheter unmittelbar die Blutbahn. Diese Art der Ernährung bei Morbus Crohn erfolgt in Kliniken beziehungsweise in Krankenhäusern und ist nur bei schweren Komplikationen angezeigt.
Enterale Ernährung
Die enterale Ernährung hingegen nutzt den Magen-Darm-Trakt und kann entweder als Trinknahrung oder als Sondennahrung verabreicht werden. Letztere ist ebenfalls eher Ausnahmefällen (ausgeprägte Stenosen) vorbehalten. Die flüssige Nahrung gelangt dann über eine Sonde direkt in Magen, Dünndarm oder Zwölffingerdarm. Die Sondenernährung hat den Vorteil, dass mögliche Komplikationen, wie Blutvergiftung oder Thrombose, durch den Katheter entfallen.
Empfehlungen bei Stenosen
Bei etwa 30 Prozent der Patienten entwickeln sich Stenosen, die prinzipiell an jeder Stelle im Magen-Darm-Trakt auftauchen können. Ist dies bei Ihnen der Fall, sollten Sie Nahrungsmittel mit weniger Ballaststoffen bevorzugen. Diese Bestandteile erhöhen das Volumen im Darm – dadurch besteht die Gefahr, dass sich der Nahrungsbrei beziehungsweise Stuhl an der Engstelle festsetzt. Ebenso sind faserige Lebensmittel (Ananas, Sauerkraut, Spargel, Zitrusfrüchte) sowie ganze Nüsse, Kerne und Samen problematisch. Entfernen Sie vor dem Verzehr die Schale von Apfel, Birne, Gurke, Tomate, Paprika und Co. und seien Sie mit Obstkernen vorsichtig (Beeren, Weintrauben, Melone) (2),(1).
Stoma Ernährung
Auch können bei Morbus Crohn Abszesse, Fisteln oder eine massive Entzündung des Darms dazu führen, dass ein Stoma notwendig ist, um den Verdauungstrakt zu entlasten. Hierbei handelt es sich um einen künstlichen Darmausgang, bei dem ein Teil des Darms nach außen verlegt wird. Der Stuhl wird dann nicht mehr über den After ausgeschieden, sondern über diesen neu geschaffenen Ausgang.
Betroffene mit Stoma müssen besonders auf ihre Flüssigkeitsbilanz achten, auf viele kleine Mahlzeiten setzen, ausgiebig Kauen und abends am besten weniger essen, um nächtlichen Stuhlgang zu vermeiden. Vorsicht ist bei faserigen Lebensmitteln (Verstopfungsgefahr) und Obst sowie -säften (abführende Wirkung) geboten (5).
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