Der Profi-Coach

Vier Energiemuster, die Ihnen Ihr Leben spiegeln! Teil 2: Der Steuermann

Von Uwe Pettenberg
Aktualisiert am 27. Dez. 2018
Steuermann

Wir möchten als Individuum erkannt und geschätzt werden. Der Wunsch, sich von anderen zu unterscheiden, ist aber auch eng mit der Idee verbunden, dazuzugehören.

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Wir möchten unsere persönlichen Interessen leben dürfen und trotzdem in Verbundenheit mit anderen stehen können. Im Idealfall schwingen wir – ähnlich der Tanzbewegung auf einem gemeinsamen Tanzparkett – in unserer eigenen Bewegung und gleichzeitig in der Bewegung anderer.

Unabhängigkeit geht dem Steuermann über alles

Dem Steuermann fällt das eher schwer. Denn grundsätzlich ist er mit seiner ureigenen Selbstzufriedenheit immer darauf bedacht, seine Selbstbewahrung zu leben und zu viel „echte“ Nähe zu vermeiden. Der Steuermann liebt die Unabhängigkeit und möchte auf niemand anderen angewiesen sein. Er möchte niemanden brauchen müssen, damit er ihm später ja nicht verpflichtet ist. Wird diese für ihn so wichtige Distanz zu anderen unterschritten, empfindet er dies als Grenzverletzung und Bedrohung seines eigenen Lebensraumes. Durch seine selbst auferlegte Unabhängigkeitserklärung lehnt er andere diplomatisch, eher selten auch einmal schroff, ab, wenn sie ihm wirklich auf die Pelle rücken. Der Hintergrund dieser mehr oder weniger offensichtlichen Grenzwahrung ist die Angst vor zu viel menschlicher Nähe. Da sich Nähe aber im täglichen Leben nicht vermeiden lässt, entwickelt er Schutzmechanismen, hinter denen er sich ganz selbstverständlich abschirmen kann. Alles was dann noch zu tun und zu verrichten ist, erhält dann plötzlich einen überhöhten Stellenwert: Es darf keine Zeit verschwendet werden, die Welt zu retten, und täglich sind „noch 148.000 Mails zu checken“.

Als eloquenter Gesprächspartner hält sich der Steuermann gerne in Gruppen und Teams auf. Dabei fällt es anderen weniger auf, dass er an dem bei anderen geweckten Interesse zwar Gefallen findet, aber die nun anstehenden engeren und möglicherweise offenbarenden Kontakte zu Einzelpersonen zu meiden weiß. Denn gerade unter vier Augen könnte man ihm schnell zu nahe kommen und er muss fürchten, dass man seinen Geheimnissen auf die Schliche kommen könnte. Fühlt er sich bedrängt, fährt er die unterschiedlichsten Vermeidungsstrategien auf. Das Gegenüber erlebt ihn dann als abweisend bis unpersönlich und absonderlich, da die Reaktionen, die dann in ihm passieren, nicht verstanden werden. Durchbricht der Steuermann diesen für ihn natürlichen Vermeidungsimpuls nicht, läuft er Gefahr, im Laufe seines Lebens schleichend zu vereinsamen und melancholisch zu werden. In seinem Umfeld, das meist glaubt, ihn gut zu kennen, stößt dies auf Unverständnis.

Unsicherheit im Umgang mit den anderen

Gleichzeitig generiert dieser Impuls eine große Fähigkeit des Steuermanns: Um seine Grenzen gewahrt zu wissen, wird er zum perfekten Schauspieler, denn nur er kennt seine große Angst vor Hingabe. Meist motivierend gut gelaunt, ist man schnell verleitet zu glauben, er sei ein großer Menschenfreund. Doch den Unterschied zwischen Freund und „Feind“ trifft der Steuermann alleine für sich. Seine Umwelt hat nur geringes Mitspracherecht. So klafft zwischen ihm und seiner Umwelt eine große Kontaktlücke, die im Laufe der Jahre immer breiter werden kann, wenn er sich nicht darin übt, sich dem gefühlvollen „Fußvolk“ anzunähern und sich in Emotionen übt. Denn durch die selbst verursachte Distanz zu anderen Menschen, weiß er irgendwann zu wenig von anderen und die Unsicherheit im mitmenschlichen Miteinander vergrößert sich zunehmend. Er weiß dann was in ihm vorgeht, aber nicht mehr was bei den anderen passiert.

Damit wächst der Druck, sich mit anderen zu vergleichen und seine Eindrücke und Vorstellungen vom Leben abzugleichen. Manchmal ist er sich dabei nicht sicher, ob seine Wahrnehmungen nicht nur Projektionen der Wirklichkeit sind. Dies ähnelt der Situation in einem Zug, in dem wir sitzen und einen Zug auf dem Nachbargleis beobachten. Einer der beiden Züge fährt los – doch welcher ist es? Ein Verwirrspiel über die eigene Bewegung und die Bewegung der anderen im Leben des Steuermanns.

So prüft der Steuermann immer wieder, wie seine Umwelt auf ihn und wie er selbst auf die Umwelt reagiert. Ist der Partner sauer auf ihn oder beschäftigt er sich „nur“ mit sich selbst? Ist der Chef unzufrieden mit ihm oder den Kollegen? Diese Fragen könnte er natürlich tatsächlich stellen, er tut das aber nicht, weil er in der Tiefe seines Herzens verunsichert ist und Angst davor hat, die Wahrheit zu erfahren. Um es an dieser Stelle nochmals zu betonen: Diese komplizierten Denkvorgänge vermuten seine Mitmenschen nicht, weil er in der Regel selbstsicher und scheinbar gut reflektiert auftritt.

Die Sehnsucht nach einer besseren Welt

Steuermänner sind Idealisten, die von einer großen Sehnsucht nach einer gerechten und moralisch guten Welt motiviert und angetrieben werden. Da sie gerne an der Spitze eines Teams stehen, haben sie hohe Motivationsqualitäten und beflügeln auch Mitstreiter zu Höchstleistungen. Sie pflegen außergewöhnlich gute Kontakte und Beziehungen zu wichtigen Personen und erkennen reflexartig, welche Person für sie wichtig ist und welche weniger. In ihrer Führungsposition, egal ob im Beruf oder Familie, übernehmen sie Verantwortung und gehen gerne Risiken ein.

Weil sie gelernt haben, sich viele Gedanken über andere und ihre Emotionen zu machen, können sie die Bedürfnisse anderer sehr gut einschätzen. Egal ob nun im Marketing, Vertrieb oder in anderen beratenden und lehrenden Berufen, sie finden immer die richtigen Antworten auf die Bedürfnisse der „Kunden“. Dabei liegt die Blickrichtung stets nach vorne hin zu Neuem und nicht nach Altem, Vergangenem. Sie planen gerne den nächsten großen Wurf, können dabei andere neugierig machen und lieben es, Partner und Familie zu überraschen. Der Steuermann geht seine Ziele geradewegs an. Egal ob ein neues Auto, eine Hausrenovierung, ein neues berufliches Konzept. Er liebt den Überraschungsmoment und läuft schon einmal vor, während die anderen noch überlegen. Dieses für ihn wichtige Überlegenheitsgefühl macht ihn oftmals gleichzeitig unverzichtbar für andere, die ihn gerne in ihrer Mannschaft sehen. Denn ein Steuermann bringt die Kraft auf die Straße, wenn andere noch überlegen. Damit werden Steuermänner ganz automatisch zur Anlaufstelle für Fragende. Ein Steuermann nimmt für sich auch das Recht in Anspruch, andere auf ihre Unvollkommenheit hinzuweisen, weil er den richtigen und einzigen Weg, der zu gehen ist, zu kennen glaubt. Seiner meist charmanten Art ist es zu verdanken, dass ihm dies meist verziehen und sogar als Bereicherung empfunden wird.

Wenn ein Steuermann liebt: „Ich bin ich und du bist du!“

Da der Steuermann nicht der König der Emotionen, sondern der Chef im Denken ist, ist für ihn lieben und geliebt zu werden eher eine kognitive Befriedigung. Auch das Lieben wird eher strukturiert angegangen. Damit ist es für ihn unvorstellbar, dass der Partner sich nicht so eine ideale Beziehung vorstellen kann oder den anderen so glücklich machen will, wie er es sich selbst vorstellt.

Obwohl er sehr gerne soziale Verantwortung übernimmt, scheut er die Verantwortung für Gefühle. Somit ist das Gründen einer Familie und das Erhalten von Nachwuchs potenziell schwierig und emotionales Neuland für ihn. Findet er keinen Partner, der ihm die Sicherheit vermittelt, Emotionen und Fehlinterpretationen über Gefühle in den Griff zu bekommen, fällt es ihm schwer, langfristige Beziehungen einzugehen. Gelingt es dem Liebespartner (meist Heilsbringer) jedoch, die spielerische Verantwortung über die Beziehung zu übernehmen, die in ungünstigen Fällen auch in eine Mutter-Kind-Beziehung, anstelle einer gleichwertigen Beziehung ausarten kann, ist der Lohn groß, da der Steuermann gerne gibt und versorgt.

Denn der große Wunsch nach Liebesfähigkeit und der Wille zum Erlernen von Nähe und Hingabe wird mit großer Opferbereitschaft und der Tatsache, auch große Belastungen rund um die Partnerschaft motivierend durchzustehen, positiv quittiert. Die Überwindung der Schwelle vom ICH zum WIR ist für den Steuermann besonders groß. Denn je mehr er sich dem Partner öffnet, desto mehr bleibt seine eigene Unabhängigkeit auf der Strecke. Der oftmals unreflektierte Reflex, sich lieber zurückzuziehen als sich hinzugeben wird dann schmerzlich bewusst, scheint aber für ihn selbst unveränderbar. So kämpft der Steuermann zwischen zwei Welten: der Sehnsucht nach Nähe und Austausch und der Unabhängigkeit mit sich selbst.

Dass der Partner ihn in seinem So-Sein akzeptieren könnte, kann er sich nur schwer vorstellen, denn auch in der Liebe kennt er eher ein Schwarzweiß-Denken. Es fehlen ihm die leichten und entspannten Zwischentöne mitmenschlichen Umgangs, die die bereits beschriebene Kontaktlücke im zunehmenden Alter immer größer werden lassen können. Lösungsversuche, diese Lücke zu schließen, lassen den Steuermann immer wieder unbewusst scheinbar leicht zu lösende oder rein sexuelle Beziehungen eingehen. Daraus entstehen Dramen, denn er sucht ja eigentlich echte Nähe und keine Oberflächlichkeit, und das lässt ihn verzweifeln. Aus genau diesem Grund lehnt er oftmals auch ehrliche Zuneigung des Partners ab, weil er nicht weiß, wie er sie beantworten soll. Er ist dann eher von Peinlichkeit berührt.

Die größte Angst in der Liebe ist für ihn, sich wirklich zu binden. So finden wir gerade in diesem Energiemuster weibliche und männliche Wesen von meist attraktiver Erscheinung und großer Beliebtheit, die sich aber erst sehr spät binden und festlegen wollen. Der Steuermann macht vieles mit sich selbst aus. Und die vermeintlich positive und leichtfüßige Ausstrahlung dieses Schauspielers täuscht darüber hinweg, dass er tief in seinem Innersten oft sehr traurig ist.

Sind Sie ein Steuermann? Machen Sie hier den Test!

Ihr Uwe Pettenberg

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