Der Profi-Coach

Wie Sie Ihre Meinung friedlich vertreten

Von Uwe Pettenberg
Aktualisiert am 27. Dez. 2018
Mann und Frau mit wütendem Gesicht raufen sich die Haare

Streiten will gelernt sein; schnell verletzt man den anderen mit unbedachten Worten, lässt sich provozieren oder die eigene Meinung um des lieben Friedens willen fallen. Diese Strategien helfen, fair den eigenen Standpunkt zu vertreten.

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Wenn Sie als achtsamer Mensch unterwegs sind, spüren und wissen Sie um die Größe und Schönheit in jedem von uns. Wahrscheinlich nehmen Sie auch Negativität deutlicher wahr als so manch anderer, der weniger bewusst lebt.

Vielleicht fühlen Sie sich ja oft gedrängt, für diejenigen zu sprechen, die ungerecht behandelt werden, die klein gemacht werden, die aus welchen Gründen auch immer nicht für sich sprechen können. Und manchmal geht es schlicht um den eigenen Standpunkt, den wir einem uns wichtigen Menschen verständlich machen möchten.

Das kennen Sie sicherlich auch: Kontroverse Themen friedlich zu besprechen und sich für das stark zu machen, wovon wir glauben, dass es richtig ist, kann schwierig sein; besonders wenn unsere Überzeugung sich nicht mit der des anderen deckt. Dann kann ein Gespräch, eine Diskussion ganz schnell in einen Streit ausarten, in dem jeder auf seinem Standpunkt beharrt und vielleicht sogar persönliche Angriffe startet. Und ganz plötzlich sind unsere Werte und Grundsätze im Konflikt mit unserem Wunsch nach Frieden. Wie ist es möglich eine friedvolle Auseinandersetzung zu führen ohne die eigenen Grundsätze zu verraten?

Seien Sie sich Ihrer Gefühle bewusst

Themen, die uns am Herzen liegen, lassen uns emotional reagieren. Das ist per se überhaupt nicht verkehrt. Nutzen Sie dieses Bewusstsein, um Ihre Worte und Taten zu steuern. Fragen Sie sich: Warum löst dieses Thema so starke Gefühle in mir aus? Was möchte ich, dass der andere versteht? Spreche ich aus der gegenwärtigen Achtsamkeit oder ist meine Meinung vorgefertigt? Welche Emotion fühle ich gerade?

Überprüfen Sie auch: 

  • Sind Sie gerade im Flucht- oder Angriffsmodus?
  • Können Sie Verständnis für den anderen aufbringen? Vielleicht nur für wenige Sekunden?
  • Können Sie persönlichen Ärger zurückstellen?
  • Stehen Sie der Diskussion wohlwollend gegenüber?
  • Drücken Sie sich klar aus oder wiederholen Sie schlicht Vorwürfe? Vielleicht könnten Sie etwas ganz neues beitragen?
  • Kommen Ihre Argumente aus dem Kopf oder sind sie eher intuitiv?
  • Könnte es sein, dass diese Auseinandersetzung mit genau dieser Person einen tieferen Sinn hat?

Greifen Sie Ihre Gegenüber nicht persönlich an

Ein persönlicher Angriff kann eine gereizte Unterhaltung in einen Riesenstreit verwandeln. Eventuell denken Sie, dass Sie wissen, warum der andere diese Haltung einnimmt. Vielleicht basiert dieses Wissen auf dem, was Sie von Dritten gehört haben oder einfach auf einem Stereotyp. Wenn Sie ihm hingegen Fragen stellen, bilden Sie Brücken des Verstehens und des Respekts. Der andere wird es in der Regel spüren, wenn Sie aufrichtig sind und ihn, seine Sichtweise und persönlichen Gefühle verstehen wollen. Und oft ermutigt es ihn, seinerseits Fragen zu stellen.

Wir können nie wissen, was genau gerade in einem anderen Menschen vorgeht. Jemand, der vielleicht gerade Stress, Traurigkeit oder Ärger aus einer anderen Situation mitbringt, reagiert wahrscheinlich mit mehr Negativität. Und wer weiß, vielleicht sind Sie oder bin ich gerade in diesem Moment diese Person.

Seien Sie aufmerksam

Die meisten von uns wissen was eine hitzige Diskussion in Gang setzt, was sie weiterlaufen und im schlimmsten Fall eskalieren lässt. Doch nur weil uns das bewusst ist, heißt das nicht, dass wir es auch im entsprechenden Moment wissen.

Diese Tipps helfen: Achten Sie auf die Körpersprache und die Tonlage der Stimme Ihre Gegenübers und ob er oder sie vielleicht sogar Angst hat. Und: Atmen Sie. Sicherlich sind Sie auch schon einmal in einen Raum gekommen, in dem gerade gestritten wurde. Dann fühlt sich die Atmosphäre dicht und negativ an. Dem können wir in einer Auseinandersetzung entgegenwirken, wenn wir ganz bewusst atmen, während wir dem anderen Zeit zu sprechen geben. Nehmen Sie langsame Atemzüge durch die Nase. Mit jedem Ausatmen können Sie sich vorstellen, wie Sie Positivität und Verständnis in den Raum atmen.

Heißen Sie das Chaos willkommen

Das derzeitige Chaos in unsere Welt macht vielen von uns Angst. Dieser Stress kann durchaus in unser persönliches Leben fließen und im privaten Umfeld für Auseinandersetzungen sorgen. Von Deepak Chopra gibt es das schöne Zitat: „Jeder großen Veränderung geht Chaos voraus.“

Wenn Sie sich also niedergeschlagen fühlen, versuchen Sie das Chaos um Sie herum als Antrieb für die Veränderung, die Sie anstreben, zu sehen. Dafür braucht es sicherlich ein wenig Übung. Für jeden der oben genannten Tipps braucht es jeweils ein paar Sekunden für die Sie sich aus der Diskussion quasi zurücknehmen. Wenn wir uns ein persönliches Ziel für Achtsamkeit setzen, wird dies Verständnis erzeugen. 

Ganz egal was der Anlass war und in welcher Beziehung Sie stehen; den anderen verstehen zu wollen, schafft Verbundenheit. Selbst wenn die Diskussion damit endet, dass Sie sich darauf einigen, sich heute nicht einigen zu können – mit Verständnis können wir eine friedvollere Welt schaffen. Begegnen Sie den Emotionen und Fragen, die in einem Streitgespräch auftauchen, mit Wohlwollen und Neugier, versuchen Sie nicht, sie wegzuschieben. Darin wird Ihr Gegenüber Ihre Echtheit und Aufrichtigkeit erkennen und sich sehr wahrscheinlich ebenfalls dazu animiert fühlen.

In diesem Sinne – wünsche ich Ihnen ein friedvolles Miteinander mit Ihren Mitmenschen!

Herzlichst, Ihr Uwe Pettenberg

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