Die Getränkeprüferin

Wie kommt Roséwein zu seiner Farbe?

Von Nicole Oschwald
Aktualisiert am 24. Aug. 2022
Roséwein: Farbe

Intensive Rosendüfte, ein Hauch von Himbeere und eine saftig-frische Erdbeernote steigen aus einem Glas Roséwein. Doch es sind nicht diese roten Aromen, die dem Wein seine besondere Farbe verleihen. Dass der Rosé ein mit Rotwein gemischter Weißwein sei, ist ebenso falsch. Erfahren Sie, wie der Roséwein tatsächlich zu seiner hellroten Farbe kommt.

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Roséwein: Die leichte Alternative

Kenner trinken Roséwein als eine bekömmliche Alternative zum schwereren Rotwein. Die Rosaroten säuern wenig, knacken dafür fruchtig. Sie betören durch unkomplizierte Buketts und wenig Gerbstoffe. Es gibt sie in verschiedenen Sorten mit einer großen Farbpalette – von zartem Rosa über Erdbeerrot bis hin zu knalligem Pink.

Es hält sich daher das Gerücht, dass für einen Rosé Rotwein und Weißwein miteinander vermischt oder rote und weiße Trauben gemeinsam gekeltert werden. Das ist nicht nur Unfug, sondern sogar nach europäischem Recht verboten.

Die Farbe steckt in der Schale

Das Geheimnis der fruchtig-hellen Farbe des Roséweins steckt vielmehr in der Schale. Denn der besondere Wein wird immer nur aus roten Trauben hergestellt. Nach der Lese kommen die Früchte in den Weinkeller. Dort werden sie leicht angequetscht. So entsteht die Maische – ein Gemisch aus Saft, Fruchtfleisch, Kernen und Stielen.

Dunkle Weintrauben liefern einen weißen Most. Wie bei weißen Trauben ist auch ihr Fruchtfleisch farblos. Ihre Schalen hingegen sind kräftig rot. Der Farbton eines Rosés ist nun davon abhängig, wie lange Most und Maische vermischen können. In dieser Zeit geben die gequetschten Beerenhäute ihre rote Farbe an den Saft ab.

Bis die gewünschte Farbintensität erreicht ist, kann das je nach Rebsorte wenige Stunden bis mehrere Tage dauern. Sobald die Maische gepresst ist, gehen Winzer wie bei einem Weißwein vor. Sie lassen allein den Saft der Trauben – ohne die Schalen – gären. Ein Beispiel für einen so hergestellten Wein ist der „Weißherbst“, ein Rosé, der nur aus einer einzigen roten Rebsorte gekeltert wird.

Roséwein: Farbe

Nicht jeder rosa Wein ist ein Rosé

Übrigens dürfen Winzer Rotwein- und Weißweintrauben sehr wohl gemeinsam keltern. Dann wird – zumindest der deutsche –  Wein allerdings nicht als „Rosé“, sondern als „Rotling“ bezeichnet. Auch Weine mit der Bezeichnung „Schillerwein“, „Badisch Rotgold“ oder „Schieler“ sind Rotlinge aus dem Anbaugebiet Württemberg, Baden beziehungsweise Sachsen.

Dieser Verschnitt hat zwar ebenso eine rötliche Farbe, ist aber mit einem Roséwein nicht zu vergleichen. Nur wenn ein Wein tatsächlich auf dem Etikett als „Roséwein“ bezeichnet wird und aus Deutschland stammt, ist davon auszugehen, dass der Wein aus Rotweintrauben und nicht durch Vermischen von Rot- und Weißwein hergestellt wurde.


Über die Autorin dieses Beitrags    

Nicole Oschwald ist staatlich geprüfte Lebensmittelchemikerin und Leiterin der Kundenbetreuung am Freiburger Standort von SGS Institut Fresenius. Das dortige Labor ist Kompetenzzentrum für die Analyse von alkoholhaltigen und alkoholfreien Getränken, Fleisch- und Wurstwaren und Tierarzneimittelrückständen. Eine weitere Spezialität des Standorts ist die Aromaanalyse, die für die Getränke- und Lebensmittelindustrie eine große Rolle spielt. Mehr über die Dienstleistungen der SGS erfahren Sie auf www.sgsgroup.de und www.sgs-institut-fresenius.de.


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