Küchenklassiker

Eintopf der feineren Art: Pichelsteiner

Von Katrin Koelle
Aktualisiert am 06. Sep. 2022

Er besteht aus drei Sorten Fleisch, viel Gemüse und schmeckt vor allem an kalten Tagen gut. Der Pichelsteiner gehört sicherlich zu den bekanntesten Eintöpfen. Es gibt sogar zwei Orte, die lange um das Urheberrecht stritten. EAT SMARTER macht sich auf die Spurensuche.

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Die erste Spur führt in den bayrischen Wald, genauer in die Region Sonnenwald. Die Einwohner hier sind sich sicher: Der Fleisch-Gemüse-Topf ist hier erfunden worden. Und alles hat mit einem Fest auf dem nahe gelegenen Berg Bichelstein zu tun. Mitte des 19. Jahrhunderts lud ein Landrichter regelmäßig Freunde und Ehrengäste zu einem großen Fest auf den Berg. Während die Menschen feierten, sorgte die Gastwirtin Auguste Winkler für das Essen. Im Jahr 1848 hatte sie eine neue Idee: Kurz vor dem Fest briet sie Rind-, Schweine- und Hammelfleisch an, gab Gemüse, Kartoffeln und Gewürze hinzu, füllte alles in einen Pichel, und erhitzte den riesigen Kochtopf auf offenem Feuer. Das schmeckte den Gästen und sie sprachen auch Tage später noch davon.

Schon bald imitierten andere Gastwirte das einfache und leckere Rezept. Und so wurde auch der Sohn des Fürsten Graf Wilhelm von Bismarck auf einer seiner Reisen durch Bayern auf das Gericht aufmerksam. In seinem Reisebericht in einer Berliner Zeitung erwähnte der adelige Feinschmecker das Rezept als kulinarische Entdeckung. Für seinen Vater war dies ein guter Grund, das Rezept nachkochen zu lassen. Daher hieß der Pichelsteiner Eintopf auch vielerorts „Bismarck-Ragout”.

Es gibt aber auch eine andere Spur: die Einwohner der bayrischen Stadt Regen pochen ebenfalls auf das Urheberrecht und feiern seit 100 Jahren alljährlich das „Pichelsteinerfest“. Sie meinen, dass die wahre Schöpferin des Eintopfs schon 1742 das Urrezept erfunden habe. Grund hierfür war aber kein Fest, sondern die pure Not. Damals soll eine Bäuerin gezwungen gewesen sein, den Panduren Trenck zu verpflegen. Dabei handelte es sich um eine Gruppe kroatischer Reiter im Dienst des österreichischen Kaisers. Da die Bäuerin nur Kraut, Rüben und einige Reste Fleisch zur Hand hatte, gab sie einfach alles in den großen Pichel. Wie dem auch sei: In einem Kochbuch tauchte der Pichelsteiner 1894 zum ersten Mal auf und soll inzwischen zu den hundert berühmtesten Gerichten der Welt zählen.

Richtig zubereitet, ist der Pichelsteiner tatsächlich ein einfaches, aber leckeres und sättigendes Essen. Und wenn man ihn „smarter“ kocht, schmeckt der berühmte Eintopf nicht nur prima, sondern ist auch extra kalorienarm! Bei uns finden Sie das Rezept zum Nachkochen.

 
Mal was anderes....
 
Hm, bin ja nicht so der Eintopf-Fan....
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