Unnötige Nahrungsergänzungsmittel

Die Abzocke mit den Vitamin-Pillen

Von EAT SMARTER
Aktualisiert am 27. Dez. 2018
Nahrungsergänzungsmittel

Wer möchte nicht gern zusätzlich etwas für die Gesundheit tun? Vor allem, wenn es schnell geht und effektiv ist. Die Angebote locken fast überall, in der Drogerie, im Supermarkt und auch in der Apotheke. Mehrere Milliarden Euro werden im Jahr mit Nahrungsergänzungsmitteln umgesetzt. Doch der Gesundheitseffekt ist zweifelhaft und die Einnahme kann sogar schädlich sein.

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Ein Formtief am Arbeitsplatz, ein allgemeines Schwächegefühl und überhaupt: es kratzt schon seit Langem im Hals. Da klingen die Anpreisungen der Nahrungsergänzungsmittel besonders verführerisch. Schließlich helfen sie uns „raus aus dem Leistungstief“, liefern „alle Vitamine von A bis Z“ und versprechen sogar eine „Unterstützung der Herzleistung“. Und wer möchte, bekommt sogar ein Mittel „gegen Gedächtnislücken“. Egal ob Vitamine, Mineralstoffe oder Pflanzenextrakte, immer mehr Menschen geben für Nahrungsergänzungsmittel viel Geld aus, um sich Gutes zu tun.

Was bringen die Vitamin-Pillen?

Die Idee bei Mangelgefühlen für Ausgleich zu sorgen, ist eigentlich nicht verkehrt. Denn der Körper signalisiert, wenn ihm etwas fehlt. Meist, indem der Mensch Appetit auf eine bestimmte Nahrung bekommt. Die Nahrungsergänzungsmittel sollen nun die wichtigsten Inhaltsstoffe liefern, ohne dass der Mensch das Lebensmittel essen muss.
Doch der Unterschied für den Organismus ist beträchtlich. Während Ernährungsmittel den Körper nur einseitig versorgen, ist dies in der Natur nicht so. Das Geheimnis der gesunden Ernährung liegt nämlich im Zusammenspiel der verschiedenen Nährstoffe, etwa beim Obst, Gemüse oder beim Fleisch. Schon deshalb sind Ernährungsexperten häufig skeptisch, ob isolierte Vitamindosen überhaupt einen positiven Effekt haben können.

In der Laborschale funktioniert es super

Es gibt Studien, die etwa die gesunde Wirkung von einzelnen Vitaminen oder Mineralstoffen nachweisen. Allerdings: Die positiven Effekte wurden in der Laborschale nachgewiesen – und nur dort.

„Was uns in der Wissenschaft fehlt, ist die Möglichkeit ein Vitamin auf den gesamten Weg durch den Organismus zu beobachten. Also von der Zunge bis zu den Ziel-Zellen“, sagt Professor Bernhard Tauscher, Experte beim Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel. Das Problem: Das Biosystem Mensch sei so kompliziert, dass man keine Gesundheitseffekte auf einzelne Wirkstoffe zurückführen könne.

Ärzte schlagen Alarm

Nahrungsergänzungsmittel sind frei verfügbar und werden, anders als Arzneimittel, nicht kontrolliert. Die Gefahr von Verunreinigungen ist groß. So haben Analysen von Produkten aus dem Ausland sogar Rückstände von verschiedenen Arzneimitteln in den Ergänzungsmitteln aufgedeckt. Es werden zum Beispiel oft dieselben Abfüll-Apparaturen benutzt. Die Gastroenterologen (Magen, Darm und andere innere Organe) warnen schon länger davor, Nahrungsergänzungsmittel allzu sorglos einzunehmen. Sie haben bei etlichen Patienten den Verdacht, dass gerade diese Mittel zu Leberschäden geführt haben.

Also lieber auf zusätzliche Vitamine und Mineralstoffe verzichten?

Das Problem ist, dass man als Verbraucher schwer zwischen gesunden und gefährlichen Präparaten unterscheiden kann. Deshalb sollte man besser den Arzt fragen oder es ganz lassen. Das spart auch noch Geld. Denn es gibt eigentlich nur wenige Menschen, die eine Nahrungsergänzung nötig haben. Zu den Risikogruppen, die eventuell einen Vitaminmangel haben, gehören Schwangere, Stillende, Kinder, Vegetarier, ältere oder kranke Menschen. Für sie gibt es entsprechende Mittel, die auch von der Krankenkasse bezahlt werden.

Das beste Rezept – abwechslungsreich essen

Einseitige Ernährungsweisen sind ungünstig, da sie den gesamten Fettstoffwechsel durcheinanderbringen. Ideal ist eine abwechslungsreiche, ausbalancierte Ernährung mit einem sehr hohen Anteil an pflanzlichen Produkten, Brot eingeschlossen. Unsere Biochemie, die sich über Jahrtausende dahin entwickelt hat, wie sie jetzt ist, ist an diese Ernährungsform am besten angepasst.

Vorsicht bei diesen Präparaten

  • Vitamin A: Einnahme kann zu Übelkeit, Kopfschmerzen und Haarausfall führen. Auf die Dauer eingenommen schädigt dieses fettlösliche Vitamin die Nieren.
  • Vitamin D, Vitamin E und Vitamin K: Normalerweise fangen diese Vitamine als Antioxidantien oder als Radikalfänger freie Radikale. Doch bei Überdosierung kann dieser Effekt ins Gegenteil verkehren und die Abwehrfähigkeit der Zellen blockieren.
  • Vitamin-B6, Vitamin C: Der Bedarf ist bei den meisten Menschen schon jetzt durch Zusätze in Lebensmitteln überdosiert. Das ist aber nicht schädlich, da sie einfach ausgeschieden werden.
  • Johanniskrautkapseln: ein gutes Mittel bei leichten Depressionen, wenn der Arzt es empfiehlt. Allerdings sollte man bei der Dosierung vorsichtig sein, denn immer mehr Menschen reagieren allergisch auf solche natürlichen, aber hochkonzentrierten Substanzen.
  • Leberschutz-Mittel: Die Mittel werden häufig im Internet angeboten. Doch Vorsicht: Einige von ihnen stehen im Verdacht, die Leber zu schädigen.
 
Das finde ich immer sehr lustig, dass Vegetarier unter Vitaminmangel leiden sollen und zur Risikogruppe zählen
 
Seriöse Quellenangaben wären sehr hilfreich ;-) !!! Auch beim Arzt kann man vor Lobby-Interessen der Pharma-Industrie nicht sicher sein!
 
Klar ist eine gesunde Ernährung die beste Medizin. Aber schafft ja nicht jeder. Als kleine Beruhigung sind Vitamin-Ergänzungen nicht so verkehrt, finde ich, solange man es nicht übertreibt...?
 
Ähem, ich nehme eigentlich jeden Tag meine Vitamin C-Tablette mit Zink-Ergänzung und bin damit bisher sehr gut gefahren: Deutlich weniger krank als früher. Vielleicht aber ist das auch Einbildung ;)
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