Die Getränkeprüferin
Flüssiger Nährstoff für den Körper

Isotonische Getränke zum Sport?

Von Nicole Oschwald
Aktualisiert am 27. Dez. 2018

Isotonisch oder einfach kurz „iso“ – mit diesen Begriffen werden typischerweise Getränke für Sportler beworben, aber auch alkoholfreies Bier. Fruchtschorlen sollen ebenfalls isotonisch sein – manchmal zumindest. Was aber heißt isotonisch eigentlich? Und welche Vorteile bringt ein Iso-Drink?

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Als isotonisch gelten Getränke, deren Gehalt „gelöster Teilchen“ dem des Blutes entspricht. So sagt das der Chemiker. Bei diesen gelösten Teilchen handelt es sich vor allem um Mineralstoffe und Kohlenhydrate wie Glucose, Saccharose oder Oligosaccharide. Diese besondere Nährstoffkonzentration beschleunigt die Flüssigkeitsaufnahme über den Darm. Grundsätzlich können alle möglichen Getränke isotonisch sein: speziell zusammengesetzte Sportlergetränke, genauso aber Fruchtschorlen oder alkoholfreies Bier. Rechtlich definiert ist der Begriff „isotonisch“ nicht.

Isotonische Sportlergetränke sollten genau auf die körperlichen Bedürfnisse bei sportlicher Betätigung abgestimmt sein. Wichtig dabei ist vor allem ihr Gehalt an Natrium. Denn der Verlust dieses Mineralstoffs ist beim Schwitzen besonders hoch. Außerdem aktiviert Natrium spezielle Transportmechanismen, die die Wasseraufnahme fördern. Der Körper kann Flüssigkeit damit besser speichern.

Ein als „Sportlerdrink“ bezeichnetes Erfrischungsgetränk sollte daher mindestens 400 Milligramm Natrium pro Liter enthalten, besser mehr. Ein weiteres Kriterium ausgewiesener „Fitnessgetränke“: Ihr Gehalt an schnell verfügbaren Kohlenhydraten wie Glukose sollte zwischen 40 und 70 Gramm betragen. Auch das ist allerdings rechtlich nicht verbindlich geregelt. Eine Beanstandung abweichender Nährstoffgehalte wäre daher aufwendig, da sie sehr genau begründet werden muss. Ein Blick auf die Nährwerttabelle hilft daher bei der richtigen Wahl. Diese Angabe ist zwar erst ab Dezember 2016 generell verpflichtend. Wird ein Getränke aber etwa heute als „isotonisch“ bezeichnet, muss sie schon jetzt auf dem Etikett stehen.
 
SchorlenAuch Fruchtschorlen und alkoholfreies Bier können isotonisch sein und dürfen dann auch entsprechend beworben werden. Das heißt aber nicht, dass sie optimale „Sportgetränke“ sind. Dafür ist beispielsweise ein hoher Natriumgehalt ein wichtiger Faktor. Der ist aber bei alkoholfreiem Bier zu niedrig, um es als Sportlergetränk zu empfehlen. Bei Fruchtschorlen ist die Situation ähnlich. 

Hier ist der Trick, Fruchtsäfte mit natriumreichem Mineralwasser im Verhältnis 1 zu 2 oder 1 zu 3 zu mischen– also ein Teil Fruchtsaft und zwei bis drei Teile Mineralwasser hinzugeben. Dann passt auch der Zuckergehalt für den gewünschten kleinen „Leistungskick“. Wer nicht selber mischen möchte, sollte bei handelsüblichen Schorlen einen Blick in die Nährwerttabelle werfen. Oft haben Schorlen aus dem Supermarkt aber höhere Frucht- und folglich Zuckergehalte.
 
Unverdünnte Fruchtsäfte, Limonaden und Colagetränke oder auch Malzbier sind übrigens keine guten Durstlöscher beim Sport. Sie werden im Fachjargon auch als hypertonisch bezeichnet. Das steht übrigens nicht auf dem Etikett. Wegen ihrer hohen Zuckergehalte im Darm müssen sie erst einmal verdünnt werden, bevor der Körper mit der Flüssigkeitsaufnahme überhaupt starten kann.

Das kostet wertvolle Zeit und vielleicht auch einmal genau die Leistung, die im Tennis-Match spielentscheidend sein kann.

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Über die Autorin dieses Beitrags

Nicole Oschwald ist staatlich geprüfte-Lebensmittelchemikerin und Leiterin der Kundenbetreuung am Freiburger Standort von SGS Institut Fresenius. Das dortige Labor ist Kompetenzzentrum für die Analyse von alkoholhaltigen und alkoholfreien Getränken, Fleisch- und Wurstwaren und Tierarzneimittelrückständen. Eine weitere Spezialität des Standorts ist die Aromaanalyse, die für die Getränke- und Lebensmittelindustrie eine große Rolle spielt. Mehr über die Dienstleistungen der SGS erfahren Sie auf www.sgsgroup.de und www.sgs-institut-fresenius.de.

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