Macht Alkohol aus Pralinen betrunken?
Pralinen gelten als besonders edle Leckereien. Die Köstlichkeiten gibt es in vielen Variationen – manche gefüllt mit Alkohol. Wenn einen die Naschlust packt, ist schnell die ganze Packung geleert. Aber steigt durch den hochprozentigen Genuss der Promillewert im Blut? Dürfen Leckermäuler nach einer Schachtel Weinbrandpralinen noch Auto fahren?
Erfunden wurde die Weinbrandbohne angeblich von dem Weinbrenner Hugo Johann Asbach, noch heute Namenspate der Spirituosenmarke „Asbach uralt“. Ende des 19. Jahrhunderts war der Weinbrand des Destillateurs bei Herren beliebt, der öffentliche Genuss durch Damen jedoch nicht gern gesehen. Um auch Frauen den Genuss zu ermöglichen, versteckte Asbach das Destillat in einem Mantel aus Schokolade.
Pralinen werden heutzutage in der Regel mit dem sogenannten One-Shot-Verfahren hergestellt. Dabei werden in einem Arbeitsgang Füllung und Schokolade über zwei Düsen zeitgleich in die vorgewärmte Schokoladenform eingebracht.
Der Weinbrand wird mit einer Zuckerlösung verdünnt, damit er die zarten Schokoladenwände nicht mit der Zeit von innen auflöst. Alles wird schonend abgekühlt – und die Praline ist fertig.
Alkoholhaltige Süßigkeit mit Tradition
Im Supermarkt können die Verbraucher zwischen einer Vielzahl an Pralinen mit alkoholischem Inhalt wählen. Klassiker sind sicherlich Weinbrandbohnen. Diese sind mit Weinbrand gefüllt. Gebrannter Wein hat in Deutschland eine lange Tradition.
Ein als „Deutscher Weinbrand“ bezeichneter Weinbrand darf ausschließlich auf Grundlage von Weindestillat hergestellt werden und muss eine goldgelbe oder goldbraune Farbe haben. Die Weintrauben stammen nur von zugelassenen Rebsorten, das Weindestillat muss mindestens 12 Monate in speziellen Eichenfässern gelagert worden sein. Trinkfertiger Deutscher Weinbrand hat einen Mindestalkoholgehalt von 38 Volumenprozent, sonstiger Weinbrand hat mindestens 36 Volumenprozent.
Benebeln Alkoholpralinen die Sinne?
In der Pralinenproduktion werden in der Regel Weinbrände mit einem Alkoholgehalt von 60 Volumenprozent verwendet. Da sich der Alkohol aber in die Schokoladenhülle mit Zuckerwasser verdünnt, befindet sich in der Praline am Ende eine weniger starke Weinbrandfüllung.
Der Alkoholgehalt in Weinbrandbohnen schwankt zwischen 3,5 und 6 Milliliter pro 100 Gramm Pralinen. Eine Alkoholgehaltsangabe auf dem Etikett suchen Sie jedoch vergeblich. Laut Lebensmitteinformationsverordnung muss der Alkoholgehalt nur bei Getränken deklariert werden, nicht jedoch bei allen anderen Lebensmitteln wie zum Beispiel Pralinen.
Doch reicht dieser Alkoholgehalt aus, dass Naschkatzen nach einer Schachtel Weinbrandbohnen tatsächlich betrunken sind? Bei einem Gewicht von 10 Gramm pro Bohne müsste ein Mann mit einem Körpergewicht von 75 Kilogramm in kurzer Zeit 60 bis 100 Weinbrandbohnen essen, um die im Straßenverkehr gültige 0,5 Promille-Grenze zu überschreiten.
Nach dem Verzehr von einer Packung mit 15 Stück wird den meisten vermutlich aber schon der Appetit vergangen sein.
Über die Autorin dieses Beitrags
Nicole Oschwald ist staatlich geprüfte Lebensmittelchemikerin und Leiterin der Kundenbetreuung am Freiburger Standort von SGS Institut Fresenius. Das dortige Labor ist Kompetenzzentrum für die Analyse von alkoholhaltigen und alkoholfreien Getränken, Fleisch- und Wurstwaren und Tierarzneimittelrückständen. Eine weitere Spezialität des Standorts ist die Aromaanalyse, die für die Getränke- und Lebensmittelindustrie eine große Rolle spielt. Mehr über die Dienstleistungen der SGS erfahren Sie auf www.sgsgroup.de und www.sgs-institut-fresenius.de.
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