Die Getränkeprüferin

Ei, Ei, Eierlikör – ein sicheres Produkt?

Von Nicole Oschwald
Aktualisiert am 22. Jul. 2022
Eierlikör

Zu Ostern lieben Kinder bunte Schokoeier und die Erwachsenen ein Gläschen Eierlikör. Das Getränk schmeckt intensiv nach frischem Eigelb und wird auch aus rohen Eiern hergestellt. Da kommt die Frage auf, ob Eierlikör eine sichere Sache ist. Können die Eier in der Flasche faulen? Und wie hoch ist die Salmonellengefahr?

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Im 17. Jahrhundert entdeckten europäische Eroberer bei den Ureinwohnern des Amazonas ein Getränk aus dem gelben Fruchtfleisch der Avocado. Sie verfeinerten es mit Rohrzucker und Rum und nannten es "Advocaat". Später wurde die Avocado durch Eidotter ersetzt und der Eierlikör war erfunden.

Industriell hergestellter Eierlikör hat mit dem Getränk von damals nur noch wenig zu tun. Heute garantiert ein umfangreiches Regelwerk hohe Qualitätsstandards. So darf für die Spirituose nur Neutral-Alkohol, ein Destillat oder ein Brand verwendet werden. Neutral-Alkohol ist sehr rein und hat keine Fremdnoten.

Verarbeitet werden zudem nur Eiern der Güteklassen A und B. Das bedeutet zum Beispiel, dass die Eier nicht haltbar gemacht werden dürfen. Der Gehalt an reinem Eigelb sollte mindestens 140 Gramm pro Liter betragen, was etwa acht bis neun Eigelben entspricht.

Zum Süßen sind nur Zucker und Honig erlaubt. Die Hersteller dürfen natürliche und naturidentische Aromen und bestimmte Farbstoffe verwenden. Werden andere Zutaten wie Sahne oder Kakaoerzeugnisse verwendet, darf das Produkt nicht mehr als Eierlikör verkauft werden. Dann sind andere, umschreibende Bezeichnungen zu wählen.. Salmonellen sind nicht zu befürchten, da der Alkohol (mindestens 14 Volumenprozent) sie abtötet.

Eierlikör selbst gemacht

Wer Eierlikör selber machen möchte, sollte sehr frische Eier verwenden und sorgfältig auf Hygiene achten. Hochprozentiger Alkohol ist in der Apotheke erhältlich. Alternativ eignen sich aber auch Spirituosen wie Kornbrand und Wodka mit einem Alkoholgehalt von mindestens 37,5 Volumenprozent.

Eier und Alkohol werden separat gemischt und für drei Tage bei Zimmertemperatur gelagert, rät das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). So hat der Alkohol genug Zeit, um die Keime unschädlich zu machen. Anschließend werden weitere Zutaten wie Zucker hinzugefügt. Die Endmischung sollte einen Alkoholgehalt von mindestens 10 Volumenprozent aufweisen.

Dies gilt jedoch nur für Produkte für den eigenen Gebrauch. Wird der Eierlikör gewerblich vertrieben, gilt ein Mindestalkoholgehalt von 14 Volumenprozent. Der selbst gemachte Likör sollte kühl und dunkel gelagert und möglichst bald getrunken werden. Industriell hergestellte Ware ist mindestens ein Jahr haltbar.

Nach dem ersten Öffnen ist das Produkt in den folgenden sechs Monaten zu verbrauchen. Beim Osterfest mit der ganzen Familie ist so ein Fläschchen hochwertiger Eierlikör aber gern gesehen und schnell geleert.

Rezept
Eierlikör mit Weinbrand
Fertig in 15 Min. • 1923 kcal

Über die Autorin dieses Beitrags

Nicole Oschwald ist staatlich geprüfte Lebensmittelchemikerin und Leiterin der Kundenbetreuung am Freiburger Standort von SGS Institut Fresenius. Das dortige Labor ist Kompetenzzentrum für die Analyse von alkoholhaltigen und alkoholfreien Getränken, Fleisch- und Wurstwaren und Tierarzneimittelrückständen. Eine weitere Spezialität des Standorts ist die Aromaanalyse, die für die Getränke- und Lebensmittelindustrie eine große Rolle spielt. Mehr über die Dienstleistungen der SGS erfahren Sie aufwww.sgsgroup.de und& www.sgs-institut-fresenius.de.

 
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