Die Getränkeprüferin

Wie die Kohlensäure in die Sprudelflasche kommt

Von Nicole Oschwald
Aktualisiert am 27. Dez. 2018
Mineralwasser-Flaschen

Still, medium oder spritzig – wie viel Sprudel im Mineralwasser sein darf, darüber streiten sich die Geschmäcker. Doch es zeigt sich ein klarer Trend: Die Mehrzahl der Deutschen bevorzugt Wässer mit Kohlensäure. Rund jeder Zweite mag es gern prickelnd, wie eine aktuelle Umfrage zeigt. Rund 30 Prozent der Befragten trinken dagegen am liebsten Mineralwasser mit wenig Kohlensäure, elf Prozent mögen es ganz ohne. Interessant dabei: Der in der Flasche enthaltene Anteil an Kohlensäure kann sowohl natürlichen Ursprungs sein, als auch während der Abfüllung zugesetzt werden.

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Natürliche Kohlensäure im Mineralwasservorkommen ist in den meisten Fällen ein Überbleibsel des abklingenden Vulkanismus. In Deutschland waren vor langer Zeit in vielen Gebieten Vulkane aktiv. In der Eifel war das bis vor 10.000 Jahren der Fall.

Kohlensäure entsteht, wenn Kohlenstoffdioxid in Wasser gebunden wird. Beim Abkühlen und Erstarren des Magmas tief unter der Erdoberfläche entsteht Kohlenstoffdioxid. Das Gas wird freigesetzt und steigt durch die Erdschichten empor. Trifft es auf eine wasserführende Schicht, nimmt das Wasser das Kohlenstoffdioxid auf und bindet es als Kohlensäure.

Natürlicher Sprudel

Im unterirdischen Mineralwasservorkommen hat Kohlensäure viele positive Effekte. Sie unterstützt das Wasser beispielsweise dabei, Mineralstoffe aus den Gesteinen zu lösen. Mineralwässer, die im Untergrund über natürliche Kohlensäure verfügen, haben in der Regel einen höheren Gehalt an Mineralstoffen.

Mineralwasser mit einem natürlichen Kohlendioxidgehalt von mehr als 250 Milligramm pro Liter darf zusätzlich als Säuerling oder Sauerbrunnen bezeichnet werden. Die Bezeichnung Sprudel kann diese Benennung ersetzen, wenn das Mineralwasser im Wesentlichen unter natürlichem Kohlensäuredruck aus der Quelle "sprudelt".

Mit Kohlensäure versetzt

Der Kohlensäuregehalt des Mineralwassers im Handel lässt übrigens in der Regel keine Rückschlüsse mehr auf die natürlichen Kohlensäuregehalte im Untergrund zu. Stille Mineralwässer ohne Kohlensäure können die gleiche Menge an Mineralstoffen enthalten. Denn bei der Abfüllung darf dem Mineralwasser Kohlensäure entzogen und auch in unterschiedlicher Menge wieder zugeführt werden.

Tatsächlich wird die Kohlensäure in der Regel bei der Abfüllung zunächst entfernt. Verfahren wie die Enteisenung – das Abtrennen von Eisen aus Mineralwasser – funktionieren besser ohne Kohlensäure. Die sicheren Abfüllbedingungen in den Mineralbrunnenbetrieben garantieren im Übrigen, dass alle Mineralwässer – ob mit viel, wenig oder ohne Kohlensäure – von hoher Qualität sind.


Über den Autor dieses Beitrags

Sebastian Rau ist über das Wasser zum SGS Institut Fresenius gekommen. Als Geologe und Hydrogeologe beschäftigt er sich seit vielen Jahren eingehend mit der Entstehung und den Eigenschaften von natürlichem Mineralwasser. Sein Wasserwissen nutzte er bereits als Quellen- und Qualitätsmanager bei einem namhaften Mineralbrunnen in Deutschland und nun als Mineralwasser-Experte bei der SGS in Taunusstein. Sebastian Rau leitet ein Team von 20 Sachverständigen, das tagtäglich deutsche Brunnen und Hersteller mit Analysen und Kontrollen bei der Qualitätssicherung von Mineral- und Heilwässern unterstützt. Mehr darüber erfahren Sie auf www.sgsgroup.de und www.sgs-institut-fresenius.de.

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