Der Schlankmacher Blog

Achtung, Besseresser!

Von EAT SMARTER
Aktualisiert am 26. Aug. 2022
Die Besseresser

Sich bewusst und gesund zu ernähren ist wichtig. Doch einige übertreiben es mit dem Ernährungshype. Ist Essen ein neues Statussymbol? Und müssen nun alle ein schlechtes Gewissen haben, die sich ab und zu mal Kuchen gönnen?

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Ich habe kürzlich eine Dame kennengelernt, die keinen Zucker isst. Nie. Und kein Brot. Und immer frisch kocht. Und regional einkauft. Saisonal sowieso. Fleisch? Gibt’s nur selten, und dann nur in Top-Qualität. Aber vielleicht, das überlegt sie gerade, isst sie auch bald ganz vegetarisch. Sie trinkt nur fettarme Milch und streicht Öl dünn mit einem Pinsel in die Pfanne. Ich habe mir das alles angehört und dachte: Sie macht vieles richtig, achtet auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. So soll’s sein! 

Doch irgendwann, als sie gar nicht mehr aufhören wollte mir zu erzählen, wie sie das alles so macht und warum das so toll ist und wie gut sie sich dabei fühlt, fing es an, mich zu nerven. Ich war irritiert – immerhin ist es ja mein Job, Menschen ein Bewusstsein für eine gesunde Ernährung näherzubringen. Und offenbar saß mir hier ein Paradebeispiel gegenüber. Aber: Sie wirkte einfach wahnsinnig verkrampft. 

Ernährung als Statussymbol

Und genau das ist in meinen Augen immer häufiger das Problem. Viele von uns sind heute geradezu fixiert darauf, sich „richtig“ und gesund zu ernähren und definieren sich zusehends über das, was sie essen. Ernährung wird mehr und mehr zum Statussymbol. Wer sich auskennt, an die Regeln hält, Bio-Eier isst, der gehört zur „guten Gesellschaft“. Einzig: Viele der neuen Besseresser merken nicht, dass sie es ein wenig übertreiben, dass es  für sie kein anderes Thema mehr gibt. Stets geht es darum, was man isst – und noch mehr darum, was man eben nicht isst. In ganz extremen Fällen gibt es dafür sogar einen medizinischen Fachbegriff. Orthorexia nervosa – der Zwang, sich gesund ernähren zu müssen. 

Bei der neuen Begeisterung für gesunde Ernährung bleibt aber oft eines auf der Strecke: der Genuss. Ist es nicht absolut okay, ab und an ein Glas Wein zu trinken (auch wenn Zucker drinsteckt) oder ein Stück Kuchen zu essen (noch mehr Zucker!)? Einzig: Wenn das schlechte Gewissen immer mitisst, macht das natürlich keinen Spaß. Und so beschleicht mich langsam das Gefühl, dass diese Ernährungs-Gutmenschen nicht deshalb so viel über sich und ihr Essen sprechen, weil sie andere inspirieren (oder böse gesagt: missionieren) wollen – sondern um sich diese strenge und starre Ernährungswelt ein bisschen schönzureden. 

Auf der Suche nach dem gesunden Mittelweg

Das Ganze kann man übrigens auch beim Thema Sport beobachten – man muss sich nur mal auf Instagram umschauen, da gibt es unzählige Accounts fitnessbegeisterter Männer und Frauen. Fitnessfanatisch würde ich es allerdings eher nennen, wenn schon 16jährige sieben Mal pro Woche ins Fitnessstudio rennen anstatt auch einmal auf eine Party zu gehen. 

Nun kann man sagen, dass das ja irgendwie auch eine gute Entwicklung ist, da ja auch immer noch zu viele Leute überhaupt gar keinen Wert auf ihre Ernährung legen. Das ist dann das andere Extrem. Kurzum: Ich fürchte, einige rücken mehr und mehr vom gesunden Mittelweg ab. Und rechtfertigen das mit dem Deckmantel der „Gesundheit“.  

Aber vielleicht sehe ich das auch zu streng? Deshalb interessiert mich Ihre Meinung: Haben Sie Erfahrungen mit Besseressern? Gehören Sie vielleicht selbst dazu? Und was meinen sie: Wie gesund ist noch gesund – und ab wann wird es zuviel?

Nicole Benke

 
Diese Form sich zu ernähren repräsentiert aus meiner Sicht Personen, die sich gerne von der Masse hervorheben und auf diese Art und weise zu etwas besonderem werden möchten. Das trifft auch für andere Ernährungsweisen zu, wenn diese ausschließlich dazu dienen, sich zu profilieren. Gegen gesunde und maßvolle Ernährung ist überhaupt nichts einzuwenden - gerade bei den Dauertrends wie All-you-can-eat oder all inclusive, wo ohne Sinn wahllos konsumiert wird und Lebensmittel verschwendet werden. Missionierung zu einer bestimmten Ernährungsweise nervt und ich meide Menschen die mich bekehren wollen.
 
Die Menge macht das Gift. Gesund und ausgewogen ernähren ja, aber der Genuss darf nicht auf der Strecke bleiben. Daher gerne auch mal ein Stück Kuchen und Co.
 
Mir hat der Artikel gut gefallen. Ich ernähre mich auch gerne gesund und bewußt. Lebe ein maßvolles Low-Carb und mache Sport weil es mir guttut. Aber gerne trinke ich auch ein Glas Wein und esse mal Süßes. Ich bin ein absoluter Genuß-Mensch und möchte nicht zu jeder Zeit auf Alles verzichten. Es wundert mich aber nicht dass das mit dem übertriebenen Gesundheitsbewußtsein vieler Menschen so zunimmt. Überall wird man als Verbraucher mit neuen Infos und Erkenntnissen zugeballert. Man wird überschwemmt mit Skandalen. Dann wird wieder etwas neues gefunden (z.B. der Acrylamid-Skandal) das schädlich sein soll dann wird wieder zurück gerudert. Ich finde das extrem anstrengend und verunsichernd in diesem Dschungel von Do´s and Dont´s. Und auch dieser vegane Trend ist für mich schwierig (und nervt mich auch). Was hat das denn noch mit dem normalen Leben zu tun? Vegetarisch ist ja noch vorstellbar aber kein Käse keine Milchprodukte? Irgendwelche Sojapampe die Fleisch imitieren soll, Produkte mit Palmenöl... Sorry da bin ich raus
 
Hallöchen :-) Ich (22 Jahre) würde mich selbst als 'Besseresser' bezeichnen. Ich ernähre mich seit einer Weile nach der Paleo-Ernährung. Da hier besonders viel Wert auf die gute Qualität von Fleischprodukten, aber auch von Obst und Gemüse gelegt wird, beschäftigt man sich automatisch intensiver mit dem Thema der gesunden Ernährung. Ich ertappe mich häufig dabei, meine Mitmenschen um mich herum - sei es auf der Straße oder in der Schlange im Supermarkt - danach zu beurteilen, was sie essen oder welche Produkte sie kaufen. Gerade Müttern kleiner Kinder möchte ich manchmal einfach nur die Zutatenliste des Joghurts oder ähnlichem vorlesen. Mach ich aber nicht. Ich erzähle auch grundsätzlich nur etwas von meiner Ernährungsform, wenn jemandem auffällt, dass ich gewisse Sachen nicht esse. Sei es z.B. der Geburtstagskuchen einer Kollegin oder eines Kollegen. Wenn ich darüber spreche, dann möchte ich die Zuhörer nicht bekehren - ich möchte eigentlich nur, dass sie mir und meiner Ernährung tolerant gegenüber stehen.
 
bewusst ja...........fertiges weglassen ja....raffinierten zucker und salz austauschen, ja .....genießen.....absolut ab und an..... bio hinterfragen JA.......ebenso wie den sojaanbau und seiner pestizidbelastung........der hype läuft auch hier, wie bei vielem komplett aus dem ruder meiner meinung nach
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