Der Profi-Coach

Wie Sie herausfinden, was Sie wirklich wollen

Von Uwe Pettenberg
Aktualisiert am 27. Sep. 2022
Fallschirmspringer über einem Tal

Nur wenn wir wissen, was wir wirklich wollen, können wir unserer Ziele mit Hingabe verfolgen. Nur – woher wissen wir das? Profi-Coach Uwe Pettenberg rät, auf das "innere Kind" zu hören.

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Das neue Jahr ist noch jung und vielleicht sind Sie jetzt im Januar ebenfalls damit beschäftigt, die ersten Meetings zu organisieren, Strategien zu entwickeln, neue Ausblicke zu schaffen und für sich oder mit anderen gemeinsam Ziele zu setzen.
 
Doch mit den Zielen ist das so eine Sache. Ganz oft sagen wir, dass wir etwas wollen, um dann entweder festzustellen, dass wir nicht wissen, wie wir es bekommen können. Oder es stellt sich heraus, dass wir es partout nicht bekommen, und wir fragen uns verzweifelt, warum das so ist. Das Ergebnis ist in beiden Fällen das gleiche: Wir erreichen das Ziel nicht.

Die Antwort in Frage stellen

Ich denke, die Antwort auf die Frage "warum bekomme ich nicht, was ich will?" liegt viel weiter vorne – am Anfang sozusagen. Diese Frage darf gewissermaßen nach rückwärts gestellt werden, um an eine tiefere Schicht unserer Wünsche zu kommen.

Nehmen wir mal an, Sie suchen einen neuen Job, oder Sie wollen befördert werden. Sie erklären diese Wünsche zu Ihren Zielen und bleiben beim Erreichen derselben stecken. Anstatt sich zu fragen, warum Sie den neuen Job nicht bekommen, könnte die Frage auch lauten: Warum will ich einen neuen Job? Warum will ich befördert werden?

Bemerken Sie den Unterschied? Dadurch kommen Sie an den eigentlichen Wunsch. Möglicherweise wollen Sie gar keinen neuen Job, das könnte ja sein! Stattdessen ist da eine tiefe Sehnsucht nach Wachstum und Ausdehnung und Sinn in Ihrer Arbeit. Dann muss es vielleicht gar kein neuer Job sein, sondern oft gibt es mittelfristig andere Möglichkeiten, die wir vor lauter Fixierung auf das vermeintliche Ziel noch gar nicht ins Auge gefasst haben.

Hör auf Dein Herz

Um unseren wahren Wünschen auf die Spur zu kommen, ist eine Eigenschaft von elementarer Wichtigkeit, und das ist Empathie. Wenn wir bei dem Beispiel mit der Arbeit bleiben, würde das heißen, dass Sie hier in aller Liebe in sich hineinhören dürften. Leider sind wir selbst oft unsere schärfsten Kritiker. Wenn wir uns jedoch ganz wertfrei ohne Ver- oder Beurteilung lauschen können, mit offenem Geist, mit Neugier und mit Wohlwollen („Du möchtest gerne als Tauchlehrer in der Karibik leben, erzähl mir mehr darüber“) gibt uns das eine ziemlich klare Idee davon, wer unser wahres Selbst sein könnte, und nicht, was uns irgendjemand sonst erzählt.

Es ist die Zwiesprache mit unserem inneren Kind, die uns auf die Spur führt und deutlich sagt, was wir wollen und was nicht. Machen Sie eine Gewohnheit daraus, sich regelmäßig mit Ihrem inneren Kind auszutauschen, Sie werden staunen, welch brillanter Ratgeber es ist.

Das Ende der Anstrengung

Auch wenn es für viele immer noch so aussieht, als bekämen diejenigen die Preise und die Auszeichnungen, die sich besonders anstrengen und überall dabei sind – sich mühen und mühen wie einst Sisyphus, der den Stein wieder und wieder den Berg hochrollen wollte, um ihn immer wieder zurückkommen sehen zu müssen – ich vermute ganz stark, dass dem nicht so ist. Ich denke, Erfolg stellt sich ein, wenn wir das tun, was uns entspricht, was uns Freude macht, und das gelingt überwiegend mühelos. Das heißt nicht, dass auch Fleiß und Disziplin dazugehören, aber auch die machen Spaß und sind keine Quälerei, wenn wir das richtige tun.

Leider geht es uns ganz oft so, dass wir eine Menge Zeit und Energie auf die Anstrengung und an die Mühe verwenden. So mancher unter uns lebt auch mit dem Glaubenssatz, der Weg zum Erfolg muss schwer und anstrengend sein, und natürlich ist das Leben anstrengend, wenn wir das glauben. Dabei könnte es tatsächlich so einfach sein – wenn wir es nur glauben könnten.

Nehmen wir mal an, Sie wollten Fallschirmspringen lernen (zumindest glauben Sie das). Sie stehen an der offenen Flugzeugtür mit dem Fallschirm bereit, Sie mühen sich zu springen, Sie wollen springen, Sie mühen sich und mühen sich – aber Sie springen nicht. Das könnte über Jahre so gehen ... egal, wie oft sie noch aufsteigen, wie oft sie noch an der offenen Tür stehen, wie viele Trainer Sie dafür vielleicht engagieren, es bleibt bei der bloßen Anstrengung, wenn Sie nicht springen. Möglicherweise sind wir dann wieder bei der eingangs gestellten Frage, warum Sie Fallschirmspringen wollen? Möglicherweise hat Ihnen jemand davon erzählt, wie toll das ist, und dass Sie das unbedingt auch machen müssen, um den inneren Schweinhund zu überwinden oder um Vertrauen ins Leben zu fassen.

Vielleicht geht es aber für Sie um etwas anderes, um Mut, um Freiheit, um Nervenkitzel und vielleicht fände sich hier etwas für Sie passenderes. Vielleicht aber auch nicht. Und so oder so, manchmal geht es schlicht darum, dass wir springen. Erst wenn wir springen, tun wir etwas. Erst wenn wir springen, geschieht etwas. Erst wenn wir springen, kann Veränderung stattfinden.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen frohes Tun!
 
Herzlichst, Ihr Uwe Pettenberg

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