Die Getränkeprüferin

Nicht jeder darf Oktoberfest-Bier ausschenken

Von Nicole Oschwald
Aktualisiert am 27. Dez. 2018
Oktoberfest-Bier

​Wenn auf dem Münchner Oktoberfest gefeiert wird, schaut so mancher zu tief in den Maßkrug. Das Oktoberfest-Bier ist ein ganz besonderer Gerstensaft: Nur sechs Münchner Brauereien dürfen es ausschenken. Es schmeckt feinherb bis malzig und enthält mehr Alkohol als normales Bier. All das hat einen Grund: Tradition.

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In früheren Zeiten war es kaum möglich, in den Sommermonaten Bier zu brauen. Die hohen Temperaturen konnten das gärende Getränk schnell verderben. So brauten die Münchner Brauer Oktoberfest-Bier bereits im Frühjahr und lagerten es ab März im kühlen Keller. Das untergärige, lang gereifte und süffige Bier nannten sie „Märzen“.

Um die lange Haltbarkeit bis in den Herbst zu gewährleisten, brauten die Münchner Brauereien ihr Oktoberfest-Bier alkoholreich. Diese Tradition haben sie trotz moderner Produktionsprozesse und Kühlketten beibehalten.

Noch heute liegt der Alkoholgehalt eines Oktoberfest-Bieres bei rund sechs statt den üblichen fünf Volumenprozent. Dafür enthält es weniger Kohlensäure als normale Biere und trinkt sich kräftig und süffig. Durch die hohe Stammwürze von mindestens 13,6 Prozent schmeckt es süß und gehaltvoll.

Ein Bier mit Tradition

Auf der Münchner Wiesn haben Besucher die Wahl zwischen den Oktoberfest-Bieren von sechs ortsansässigen Brauereien. Augustiner Bräu, Hacker-Pschorr, Spaten, Löwenbräu, Hofbräu und Paulaner brauen das beliebte Getränk speziell für diesen Anlass. Sie allein haben die Ehre und das Recht, Oktoberfest-Bier anzubieten.

„Oktoberfest-Bier“ ist nämlich eine eingetragene Marke und gehört dem Verein Münchner Brauereien. Kein anderer Brauer darf sein Bier als „Oktoberfest-Bier“ bezeichnen. Alle sechs Münchner Oktoberfest-Biere haben gemeinsam, dass sie nach dem Münchner Reinheitsgebot von 1487 gebraut werden. Sie dürfen also keine anderen Zutaten enthalten als Wasser, Hopfen, Gerstenmalz und Hefe. Dennoch schmecken alle Oktoberfest-Biere unterschiedlich, was an der jeweiligen Herstellung, Lagerung und Art des Ausschanks liegt.

Die Brauerei Hacker-Pschorr braut ihr Oktoberfest-Bier zum Beispiel noch nach alter Tradition als „Märzen“. Das Oktoberfest-Bier der ältesten Münchner Brauerei Augustiner wird aus einem klassischen Holzfass, dem sogenannten „Hirschen“, ausgeschenkt und tatsächlich frisch „o’zapft“. Mit solchen Traditionen brechen die sechs Münchner Brauereien immer wieder Rekorde – binnen der wenigen Tage Oktoberfest schenken sie bis zu 7,7 Millionen Liter Bier aus.

So viel kostet das Maß Bier

Bierliebhaber müssen im Festzelt tief in die Tasche greifen: In diesem Jahr kostet das Maß Bier (ein Liter) auf dem Münchner Oktoberfest zwischen 10,70 Euro und 11,50 Euro. Wer nicht in die bayerische Metropole reist, kann das Bier in Flaschen abgefüllt im lokalen Getränkehandel kaufen und gemütlich zu Hause genießen – dann tatsächlich aber auch nur von den sechs Münchner Biermarken.


Über die Autorin dieses Beitrags

Nicole Oschwald ist staatlich geprüfte Lebensmittelchemikerin und Leiterin der Kundenbetreuung am Freiburger Standort von SGS Institut Fresenius. Das dortige Labor ist Kompetenzzentrum für die Analyse von alkoholhaltigen und alkoholfreien Getränken, Fleisch- und Wurstwaren und Tierarzneimittelrückständen. Eine weitere Spezialität des Standorts ist die Aromaanalyse, die für die Getränke- und Lebensmittelindustrie eine große Rolle spielt. Mehr über die Dienstleistungen der SGS erfahren Sie auf www.sgsgroup.de und www.sgs-institut-fresenius.de.

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