Schauspieler Hannes Jaenicke über nachhaltig und vegan leben
Hannes Jaenicke gehört zu den bekanntesten deutschen Schauspielern. Doch Jaenicke steht nicht nur vor der Kamera, er engagiert sich auch für die Umwelt, dreht Dokus und möchte andere Menschen von einem nachhaltigeren Leben überzeugen. Ich habe Hannes Jaenicke zum Interview getroffen.
Vegan Essen erfährt ja im Moment einen wahren Hype. Wie finden Sie das?
Hannes Jaenicke: Ich lebe zur Zeit vorübergehend auch vegan, ansonsten bin ich seit 30 Jahren Vegetarier. Es freut mich, dass sich immer mehr Menschen vegan ernähren und Spaß an dieser Ernährungsform haben. Attila Hildmann war da sicherlich eine Schlüsselfigur. Er macht es eben nicht über den Schockeffekt und sagt „Die schreckliche Massentierhaltung, die armen Tiere!“, sondern er geht über den gesundheitlichen Aspekt. Die Menschen sollen sich fitter und gesund fühlen und auch so aussehen. Und das schlägt ein wie Bombe.
Glauben Sie, dass der Hype anhalten wird?
HJ: Ja, definitiv. Ich denke, in den Industrienationen wird in den nächsten Jahren immer mehr umgedacht. Wenn unsere Bevölkerung weiter so wächst und alle Fleisch essen wollen, so viel Viehfutter und Soja kann man ja gar nicht anbauen. 26 Prozent der Weltanbaufläche wird nur für Futtersoja genutzt, um 1,9 Milliarden Rinder zu füttern. Der Amazonas-Regenwald wird fast ausschliesslich zur Futterproduktion abgeholzt, da fragt man sich, wie lange das noch gut gehen soll.
Wie gehen Sie persönlich einkaufen?
HJ: In Kalifornien, wo ich hauptsächlich lebe, gehe ich zu Whole Foods. Die Biokette ist großartig. Es gibt ja sogar Leute, die als Hobby angeben, bei Whole Foods zu shoppen. Und in Deutschland wohne ich in einem Dorf am Ammersee. Dort gibt es den ältesten Bioladen Deutschlands, La Vida wurde 1968 gegründet und da gehe ich einkaufen.
Können Sie denn ganz unbedarft im Restaurant essen gehen?
HJ: Das fällt einem gelegentlich schwer. Leider gibt es ja in Deutschland nur wenige echte Biorestaurants. In München geh ich gern ins Gratitute. Aber ich gucke schon sehr genau, wo ich essen gehe.
Wie sieht es denn mit Selberkochen aus?
HJ: Ich kann leider nicht kochen. Ich hab noch nie eine warme Mahlzeit zubereitet, das ist wirklich kein Witz.
Nicht mal Rührei?
HJ: Nein. Ich war lange am Theater, da geht man eben schon morgens in die Kantine. Und bei Filmdrehs ist auch immer ein Catering dabei. Und bei uns zu Hause herrschte ein absolutes Frauenregiment. Da hatten die Männer in der Küche nichts verloren, während meine Mutter oder Oma gekocht haben. Ich geh einfach zu gerne aus. Aber frühstücken tue ich zu Hause.
Was gibt es bei Ihnen morgens?
HJ: Müsli mit Obst.
In Amerika ist ja alles 3, 4 Mal eingepackt. Ist das nicht total schrecklich wenn man selbst sehr auf Nachhaltigkeit bedacht ist?
HJ: In L.A. gibt es ja jetzt Gott sei Dank ein Plastiktütenverbot. Es gibt keine Plastiktüten mehr. Das ist schon einmal ein riesen Schritt. Da sind sie weiter als wir. Und in San Francisco haben Sie alle PET-Flaschen unter 0,5 Liter verboten. Das urbane Amerika ist ja sehr fortschrittlich. Auf dem Land sieht es natürlich anders aus. Aber in Kalifornien ist es relativ leicht, nachhaltig zu leben.
Würden Sie sagen, dass wir Deutschen da noch einiges lernen können?
HJ: Ja, auf jeden Fall. Gerade was Plastik und PET-Flaschen betrifft. Wir nutzen 10 MRD PET-Flaschen pro Jahr in Deutschland, weil wir keinen Wassersprudler haben und einfach Leitungswasser trinken. Das verstehe ich nicht, und das ist auch der Grund, warum ich Botschafter von Soda Stream bin. Wir Deutschen tun gerne so, als wären wir Vorbild, was Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit angeht, aber eigentlich sind wir das Gegenteil.
Aber wie funktioniert eine Veränderung? Über die Politik oder über Personen wie sie, die sich dafür stark machen?
HJ: Es ist ein Dreiklang. Als erstes muss der Konsument etwas verändern und einfach keine Plastikflaschen mehr kaufen. Die Industrie und die Politik müssen natürlich auch umdenken. Es funktioniert nur, wenn alle drei etwas tun. Da ich die Politik und die Industrie nur schwerlich beeinflussen kann, kann ich nur vor der eigenen Tür kehren und meide Plastik wo ich nur kann.
Und wenn Ihnen jemand mit einem Sixpack Wasserflaschen entgegen kommt, was sagen Sie da?
HJ: Bei Fremden sage ich nichts. Aber wenn ich die Leute kenne, dann sage ich schon etwas. In Produktionsbüros gucke ich schon hin, ob irgendwo Plastikflaschen oder Kapselkaffeemaschinen stehen und nerve die Menschen dann ein bisschen. Und zum Dreh bringe ich immer meine eigene Tasse mit, denn ein Filmteam verbraucht 3000–4000 Plastikbecher pro Woche, das ist absurd.
Sie sind Schauspieler und Produzent von Dokumentationen. Was ist Ihnen wichtiger?
HJ: Die Schauspielerei ist mein Beruf, alles andere ist Freizeitgestaltung. Mit den Dokus verdiene ich kein Geld. Da bin ich reiner Überzeugungstäter.
Was wäre denn Ihr Wunschfilm, den sie gern mal drehen würden?
HJ: ‚Blood Diamonds’ war z. B. ein großartiger Film. Es geht um ein wichtiges Thema, das für ein Massenpublikum spannend erzählt wird. Das können die Amerikaner wirklich gut. So etwas würde ich gern mal spielen oder drehen.
Engagieren deutsche Schauspieler sich zu wenig für Umwelt, Menschenrechte und Co.?
HJ: Es gibt viele, die sich sehr engagieren, z. B. Iris Berben, Ulrike Folkerts, Michael Mittermeier, Thomas D., Peter Maffay. Aber es ist nicht so verbreitet wie im angelsächsischen Raum. Ich glaube die Menschen haben ein bisschen Angst sich zu positionieren oder Haltung zu beziehen. In den USA gibt es unzählige Beispiele. Bono z. B. hat es mit seinem Engagement geschafft, das 60 MIO Kinder in Afrika zur Schule gehen können. Das ist unglaublich, und mehr als 50 Jahre UN-Entwicklungshilfe geschafft haben.
Würden Sie sich selber als Gutmensch bezeichnen?
HJ: Nein, ich mache ja auch ganz viel falsch. Sie sollten mal meine Flugbilanz sehen. Ich fliege zum drehen 3–4 Mal pro Jahr nach Afrika oder Asien. Ich fahre zwar ein Elektroauto, aber das kann ich wirklich nie wieder ausgleichen.
Was wäre denn Ihr Wunsch für unsere Umwelt. Sollte jeder einen Wasseraufbereiter besitzen?
HJ: Ja. Denn das deutsche Trinkwasser zählt zu den saubersten weltweit. Unsere Trinkwasseranlagen werden aller 7 Sekunden auf Keime untersucht, gegen Leitungswasser ist nichts einzuwenden. Es lassen sich pro Durchschnittshaushalt und Jahr 2000 PET-Flaschen einsparen! Und PET ist ein Ölprodukt. Wenn wir schon über Ressourcenschonung sprechen.
Was sind denn ihre zukünftigen Projekte?
HJ: Am 31.7. läuft eine neue ZDF-Doku. Es geht um Elefanten und Elfenbeinhandel. Sie heißt ‚Hannes Jaenicke im Einsatz für Elefanten’.
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