Portal für Obstfreunde

Mundraub serviert Gratis-Obst für alle

Von EAT SMARTER
Aktualisiert am 27. Dez. 2018
© mundraub.org
© mundraub.org

Freies Obst für alle: Drei Freunde stellen eine Seite ins Internet, auf der Obstbäume stehen, die sonst niemand ernten würde. Innerhalb von kurzer Zeit tragen weitere User ihre Funde ein, das Portal www.mundraub.org wird zur Sammelstelle für Obstfreunde. Auch der Rat für Nachhaltigkeit wird auf die Idee aufmerksam und zeichnet sie aus. Nun wollen die Freunde mit ihrer Idee Geld verdienen. Doch das ist nicht so einfach.

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Die Idee, den Menschen freies Obst zu schenken, kommt den drei Freunden in einer Sommernacht. Katharina (33), Kai (38) und Mirco (33) sitzen im August 2009 zusammen am Berliner Spreeufer. Katharina erzählt Mirco, wie sie mit Kai und ein paar anderen Freunden am Wochenende auf der Unstrut in Sachsen-Anhalt paddeln war, wie sie dort Mirabellen- und Apfelbäume an den Uferböschungen fanden und wie lecker die Früchte geschmeckt haben. „Es ist doch schade, dass die alle vergammeln“, sagt Katharina. Kai sagt, dass es viele dieser wilden Obstbäume gebe. Kai kommt aus Mecklenburg-Vorpommern. Wenn er im Herbst am Wochenende zu seinen Eltern reist, fährt er auf den Alleen ständig Früchte zu Matsch. Und während die Drei so miteinander plaudern fällt plötzlich die Idee, diese Bäume ins Netz zu stellen. Damit jeder das herrenlose Obst ernten kann, ehe es auf den Böden vergammelt. Katharina kommt die Idee, die Seite „mundraub.org“ zu nennen.

Eine Sammelstelle für herrenlose Obstbäume

Innerhalb von sechs Monaten ist „mundraub.org“ nun zur Vermittlungsstelle von herrenlosen Obstbäumen geworden. Jeder, der irgendwo auf der Erde einen Obstbaum findet, kann ihn dort eintragen. Auf der Karte von Google-Maps erscheint dann ein Symbol mit der Frucht und ein paar Informationen über den Standort. Mittlerweile ist die Seite übersät mit Äpfeln, Birnen, Kirschen, Mirabellen, Orangen, Pflaumen und Zwetschgen, auch auf Mallorca, auf Sardinien und in Marokko gibt es Einträge. Nach Angaben der Freunde sind es rund 700. Die Betreiber überprüfen die Quellen so gut es geht. Jeder Eintrag wird über die Karte kontrolliert: Sieht das markierte Gebiet eher aus wie eine Plantage, oder erkennen die drei Freunde einen Zaun um das Gebiet, geht der Eintrag nicht online. Alles soll legal bleiben.

Mundraub: Die Zahl der Besucher schwankt

Als die Freunde im vergangenen Jahr begannen, waren es in etwa 70 pro Tag. „Wenn die Seite nun aber irgendwo in den Medien auftaucht, sind es auch schon mal 2000“, sagt Mirco. Und auch der Rat für nachhaltige Entwicklung ist auf die Seite aufmerksam geworden. Auf der Jahrestagung 2009 dürfen die drei Freunde ihr Projekt im Berliner Kongresszentrum vorstellen. Sie bauen im Foyer einen Stand auf und verteilten darauf die Äpfel, die sie von den Bäumen gepflückt haben. Über 1200 Besucher kommen und drängen sich an den Stand, nehmen die Äpfel in die Hand, beißen hinein. „Das war eine sehr originelle Idee“ sagt ein Sprecher des Rates noch Heute. Wenn Kai und Mirco sechs Monate später gefragt werden, ob sie mit dieser Resonanz gerechnet hätten, überlegen sie lange. „Wir haben es einfach gemacht“, sagt Mirco dann. Und wenn er dann vom Zweck der Seite spricht, spricht er über Altruismus und dem schönen Gefühl, der Welt etwas schenken zu können. Ums Geld ging es den Freunden erst einmal nicht. „Es ist ein bisschen die Philosophie, dass allen alles gehört“, sagt Kai. Um dann gleich einzuschränken: „Natürlich gilt das nur für Bäume, die wirklich niemandem gehören.“

Wie geht es weiter?

Das Büro der beiden liegt in Berlin Treptow. Die Tische bestehen aus Arbeitsplatten und Stützen, die Stühle stammen vom Speermüll. Als Regale dienen gebrauchte Saftkisten. Die Wände sind mit abgerissenen Pappstreifen behängt. Sie dienen als Pinnwände. Ehe die Beiden die Seite ins Leben riefen, waren sie arbeitslos. Mirco kündigte seinen Job als Lehrer, Kai verlor seinen Job als Klimaschutzberater. Vielleicht war es die Mischung aus Idealismus, Frust und Abendteuerlust, die sie zusammen mit Katharina diese Seite gründen ließen.

Demnächst stehen die Freunde vor der Entscheidung, wie es mit der Seite weitergehen soll: Behält sie ihren altruistischen Ansatz, oder können die Freunde sie kommerziell nutzen? Klar ist, dass die Seite gerade durch die fehlende Kommerzialisierung ihren Reiz hat. Klar ist aber auch, dass sie langsam Geld verdienen müssen. Kai und Mirco haben daneben auch noch einen Handel, über den sie im Netz schwarzen Pfeffer vertreiben. Doch die Pflege von „mundraub.org“ kostet mehr und mehr Zeit. Vor einiger Zeit versuchten die Freunde, T-Shirts mit dem mundraub-Konterfei zu verkaufen. Bei den Nutzern stieß das auf Kritik. „Ich weiß nicht was passiert, wenn wir jetzt einen Investor finden würden“, sagt Kai, „und wie das bei unseren Besuchern ankommt.“ Die drei Freunde haben schon oft untereinander diskutiert, wie es weitergehen soll.

Pläne haben die beiden indes schon in der Schublade. Die drei Freunde haben sich in einem Landkreis in Brandenburg die Erlaubnis geholt, im Herbst dort die freistehenden Alleen abzuernten. Eine Mosterei wird die Früchte zu Saft machen. Allerdings müsste ein Investor gefunden werden, der die Koordination finanziert. „Vielleicht können wir den Saft dann zum Beispiel an Schulen weitergeben“, sagt Kai. Es wäre, so sagt er, die allerbeste Lösung.

Mehr zum Thema: Köstliche Rezepte mit Obst gibt es auch hier bei EAT SMARTER! Hier geht es zu unseren frischen Ideen mit Äpfeln, Birnen, Kirschen und Orangen!

 
Super Idee !!! Aber ist Mundraub denn nicht nur bedingt erlaubt? Kai's Anregung den aus dem Obst gewonnenen Saft an Schulen zu verteilen finde ich Klasse, daraus läßt sich doch gleich ein Schulprojekt machen.
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