Food-Trends

Sensual Food – Geschmack macht Gesundheit

Von EAT SMARTER
Aktualisiert am 06. Mär. 2019
Sensual Food – das Essen genießen! © Kalim - Fotolia.com
Sensual Food – das Essen genießen! © Kalim - Fotolia.com

Haben Sie sich schon einmal selbst beim Essen beobachtet? Zum Beispiel wenn Sie müde und hungrig sind und dann endlich der Teller auf den Tisch kommt? Ich esse in solch einer Situation meist schneller und achte viel zu wenig auf den Geschmack des Gerichts. Und der Teller ist dann leer, ehe sich ein Sättigungsgefühl einstellt. Und danach spüre ich, dass ich zu viel gegessen habe und ärgere mich darüber, dass tolle Essen gar nicht richtig – das heißt mit allen Sinnen – genossen zu haben.

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Da ich mich als Trendforscherin mit Essen auch beruflich beschäftige, passiert mir das erfreulicherweise nur selten. Ich „muss“ ja erschmecken, was ich esse, um mir ein professionelles Urteil bilden zu können. Ein „Muss“, das ich freilich sehr gerne mache. Und wenn ich beim Essen bewusst schmecke, die unterschiedlichen Aromen und Konsistenzen wahrzunehmen versuche, passiert fast automatisch Folgendes: Ich esse langsamer und – weil sich das Sättigungsgefühl dann schon beim Essen einstellt – auch deutlich weniger. Ich fühle mich danach nicht voll und rundum wohler, weil ich mit allen Sinnen genießen konnte. Natürlich nur dann, wenn das Essen auch wirklich gut war.

Und so erreiche ich mit bewusstem Essen und Genießen zwei Ziele, die mir beide wichtig sind: Ich esse weniger und meist auch besser. Weil ich durch das bewusste, genießerische Training meiner Geschmackswahrnehmung lerne, welche Lebensmittel, Qualitäten, Speisen und Zubereitungsarten ich wirklich mag und welche nicht. Auf diese Weise gewinnt mein Geschmack Macht über fahrlässige Alltagsgewohnheiten und verändert damit im positiven Sinn auch meine Konsumentscheidungen.

Und das gilt nicht nur für Menschen, die sich, wie ich, professionell mit Essen beschäftigen: Je geschulter der eigene, persönliche Geschmack wird, desto kritischer werden wir bei der Wahl unserer Lebensmittel und Zubereitungsweisen.

Um die Macht des eigenen Geschmacks zum Ausdruck zu bringen, braucht es aber noch eine wichtige Zutat: das Verbalisierungsvermögen. Das heißt, wir müssen lernen, über das, was wir schmecken, auch sprechen zu können. Das fördert nicht nur die Fähigkeit der Geschmacksdifferenzierung, also das Schmecken, es ermöglicht überhaupt erst, dass wir unsere Vorlieben kommunizieren und damit durchsetzen können.

Genussmittelerzeuger wie Schokoladenhersteller, Wein- und Kaffeeproduzenten haben die Bedeutung der Geschmacksdifferenzierung und die Rolle, die die Sprache dabei spielt, schon länger erkannt. Sie sind in der Lebensmittelbranche Vorreiter des „Sensual Food“-Trends: Winzer setzen auf passend zur Sorte gestaltete Weingläser (www.zaltoglas.at), die das Bouquet gezielt unterstützen, sowie auf Aromaräder und animierte Bilder zur Optimierung der „Weinsprache“ (www.aromicon.com); Nespresso kommuniziert sein reichhaltiges Kaffee-Sortiment mit Farbcodes und kurzen Geschmacksbeschreibungen (www.nespresso.at); Valrhona zeigt für seine Le Grand Crus Selection fünf Geschmacksvariablen auf, die die Wahrnehmung der acht Schokoladenvariationen vertiefen und vor allem die Erinnerung und die Kommunikation darüber erleichtern (www.valrhona.com). Mit – siehe oben – gesundheitsrelevantem Nebeneffekt: Durch bewusstes Schmecken reduziert sich fast automatisch auch die verzehrte Menge – mehr Genuss, weniger Kalorien.

Grundsätzlich gilt das nicht nur für klassische Genussmittel, sondern auch für alltägliche Grundnahrungsmittel wie Brot, Milchprodukte, Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch. Produzenten, die uns, also die Verbraucher, bei der Wahrnehmung und Differenzierung des Geschmacks unterstützen, die uns helfen unsere sinnlichen Esserfahrungen auch besser verbalisieren zu können, werden daher in Zukunft vermehrt unser Vertrauen gewinnen. Der Grund: Wer unser Geschmacks- und Qualitätsbeurteilungsvermögen unterstützt, muss uns auch die Lebensmittel zur Verfügung stellen, die diesen dann standhalten.

Ihre Hanni Rützler

 
Ein sehr guter Artikel. Bisons gibt es auch bei uns in Österreich, im Waldviertel. :)
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