Hagebutten, Sanddorn & Co.

Wilde Früchte - Vitamine vom Wegesrand

Von Katrin Koelle
Aktualisiert am 26. Feb. 2019

Immer heißt es, in der kalten Jahreszeit sei Vitamin C Mangelware - aber wie haben eigentlich die Menschen vor Jahrhunderten den Herbst und Winter gesund überstanden, als es noch keine Importe von exotischen Früchten gab? Ganz einfach: Sie sammelten wildes Obst und verarbeiteten es zu allerlei Delikatessen. Machen Sie es doch unseren Vorfahren mal nach: In Gehölzen, Gärten, Parks und am Wegesrand reifen jetzt im Herbst köstliche Beeren und andere Früchte. Sie sind zwar kleiner als kultivierte Gartenfrüchte, dafür aber umso aromatischer und intensiver im Geschmack.

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Und das Beste: Die meisten dieser wilden Früchtchen kosten nichts. Außerdem macht das Sammeln einfach Spaß und lässt sich mit langen Spaziergängen verbinden. Aber Achtung: Pflücken Sie nur Früchte, die Sie kennen oder nehmen Sie ein Bestimmungsbuch mit. Sammeln Sie möglichst nicht in der Nähe von gespritzten Feldern oder Obstplantagen und an stark befahrenen Straßen. In Naturschutzgebieten gilt: Finger weg von allen Früchten! Ansonsten können Sie aber nach Herzenslust auf Beerenjagd gehen. Nehmen Sie sich für die Früchte, die an sehr dornigen Gehölzen wachsen, zum Pflücken Handschuhe mit und denken Sie an einen großen Korb, in dem Sie Ihre Ernte locker und unbeschädigt nach Hause tragen können. Ist die Ausbeute so üppig, dass Sie nicht alles gleich verarbeiten können, empfiehlt es sich, die Beeren einzufrieren. Dabei bleiben die wertvollen Vitamine erhalten – und dem Geschmack tut es auch gut, denn die meisten Herbstbeeren verlieren dabei ihre charakteristische leichte Bitterkeit und Herbheit.
Was jetzt alles an Köstlichkeiten reif zum Pflücken an den Sträuchern wartet, zeigt unsere kleine Warenkunde:
 

Hagebutten

Die rot leuchtenden Früchte der wilden Heckenrose wachsen an Wald- und Feldrändern, in Gebüschen und an sonnigen Hängen. Das Putzen und Zubereiten der Früchte macht zwar ein bisschen Mühe, lohnt sich aber, denn Hagebutten schmecken fein säuerlich und haben einen besonders hohen Vitamin C-Gehalt, der alle anderen Früchte und Gemüse mit 1500 mg pro 100 g absolut toppt. Vorsicht mit den pelzigen Kernchen: Sie sind nicht umsonst bei Kindern auch als „Juckpulver“ bekannt! Tragen Sie beim Putzen also am besten Handschuhe. Übrigens: Aus den frischen oder getrockneten Schalen können Sie auch einen leckeren Tee kochen!
 

Holunderbeeren

Die herb-aromatischen Früchte des Holunderbuschs werden auch Fliederbeeren genannt. Sie wachsen schwarz glänzend an großen Dolden und sind wegen des hohen Gehalts an Vitamin A und C begehrt. Schon in der Jungsteinzeit sollen die Holunderbeeren des Holunders als Nahrungsmittel gedient haben; in der Antike und im Mittelalter galt die Pflanze als wichtige Arznei. Hippokrates, Theophrast, Dioscurides und Plinius kannten ihre Wirkung und setzten sie als Heilmittel bei Augenkrankheiten sowie gegen Schlangen- und Hundebisse ein. Bei uns ist der Saft aus Fliederbeeren bis heute ein bewährtes Hausmittel bei Erkältung und Fieber.rezepte/obst-quarkkuchen.rezepte/holunderbeer-kaltschale">Holunder-Kaltschale mit Kokosbaiser.
 

Kornelkirschen

Obwohl schon seit der Antike bekannt, sind sie eher ein Geheimtipp. Die meisten kennen die auch „Dirndl“ oder „Hartriegel“ genannten Früchtchen nur vom Sehen als Ziergewächs aus dem Garten. Dabei sind die etwa 2 cm langen, ovalen und dunkelroten „Kirschen“ nicht nur dekorativ, sondern in vollreifem Zustand super süß und stecken voller Vitamin C. Übrigens: Im Gegensatz zu den meisten anderen Wildfrüchten schmecken Kornelkirschen auch roh.
 

Preiselbeeren

Auch unter dem Namen Kronsbeeren ein Begriff – man findet sie in trockenen lichten Wäldern an niedrigen Sträuchern. Die leuchtend roten Beeren sind auch reif gepflückt sehr hart und darum roh ungenießbar. Man macht daraus Konfitüren, Kompott, Saft oder Saucen und genießt sie wegen des typischen herben Aromas am liebsten zu herzhaften Herbstgerichten, besonders zu Wild und Wildgeflügel.
 

Sanddorn

Wie der Name schon andeutet, wachsen die kleinen orangefarbenen Beeren an den Ufern von Gebirgsbächen, in Flusstälern, aber vor allem an den Küsten von Nord- und Ostsee. Weil sie leicht platzen, erntet man sie am besten am Zweig und nicht einzeln. Die Früchte sind Superstars in Sachen Vitamin C: 100 g enthalten satte 450 mg! Das entspricht ungefähr dem viereinhalbfachen durchschnittlichen Tagesbedarf.
 

Sauerdorn

Bei vielen auch als „Berberitzen“ bekannt, reifen die länglichen, etwa 10-15 mm kleinen Früchte in hängenden Trauben. Der Name ist Programm: Wegen ihrer intensiven Säure verwendete man die leuchtend roten Früchtchen früher auch als Zitronenersatz. Man kann Berberitzen auch getrocknet kaufen – dann ist ihr Vitamin C-Gehalt besonders hoch und ihr Aroma besonders intensiv. Im Iran verwendet man sie gern für herzhafte Gerichte wie zum Beispiel einen speziellen Reis.
 

Schlehen

Diese kirschgroßen blauen Steinfrüchte des Schwarzdorns zeichnen sich durch einen herbsauren Geschmack aus. Nach dem ersten Nachtfrost werden sie etwas milder. Wer sie jetzt schon pflückt, erreicht diesen Effekt mit einem kleinen Trick: Frieren Sie die auch Schwarzdornbeeren genannten Früchtchen für ein paar Stunden ein und verarbeiten Sie sie dann erst nach dem Auftauen weiter.
 

Weißdorn

Wohl jeder kennt diese dekorative Heckenpflanze mit den hübschen Blüten und den dunkelroten Früchten. Was nicht jeder weiß: Die etwa 1 cm kleinen Beeren sind essbar und mit ihrem milden, leicht süßsäuerlichen Aroma sogar ziemlich lecker. Weißdornbeeren enthalten sehr viel Pektin – ein natürliches Geliermittel – und sind darum beliebt zum Konfitüre- und Geleekochen. Das Besondere an Weißdorn: Er gilt seit langem als herzstärkend und beruhigend, das gilt sowohl für die Blüten als auch für die Beeren.

(Koe)

 
Tolle Aufzählung. Da fehlt mir nur die Eberesche, aus der man ein köstliches Gelée zubereiten kann, das auch herbsauer ist und besonders gut zu Fleischgerichten passt.
 
wäre sehr interessant wenn Bilder der wildfrüchte mitabgelichtet wären?
 
Tolle Anregungen! Danke EatSmarter! :)
 
So tolle Früchte, so oft unterschätzt! Preiselbeeren müssen heute noch mal sein! :-)
 
Schön, auch mal diese Informationen zu finden. Nur -- einige Fotos wären willkommen gewesen oder aber die botanischen, oft lateinischen Namen, um diese Früchte einfacher und sicherer in Büchern zu finden und zu bestimmen! Vielen Dank fürs nächste Mal!!!
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